Karin Schneider-Jundt – Liedermacherin & Autorin im Rheingau

Illustration einer Sonne

Mutter Eva Maria Scheiner

Zur Person und zum künstlerischen Schaffen

Künstlerin.
Stenotypistin.
Dekorationsmalerin.

Eva Maria Scheiner - Mutter

Eva Maria Scheiner

Logo Flügel Karin Schneider-Jundt
Geboren am 19.11.1922 in Marktschelken/ Siebenbürgen, Rumänien,
als Tochter des Dipl. Kaufmann Eitelfritz Scheiner und dessen Ehefrau Martha geb. Stollberg aus Thüringen,  Deutschland, von Beruf Stimmbildnerin, Dolmetscherin und Hausfrau, geschieden und wiederverheiratet mit Ing. K. Briebrecher, gestorben 1935; Großmutter Stollberg, geb. Möller war Sängerin und ihr Bruder Emil Möller Bildhauer in Sonneberg/Thüringen. Carl Scheiner, Vetter väterlicherseits, Architekt und Maler

Aufstellung des Bildungs- und Arbeitsganges

1930-1

Volksschule in Temeschburg/ Banat /Rumänien (vorh., Kindergarten)

1934-35

Gymnasium an der Notre-Dame Schule in Temeschburg

1935-38

Mädchenlyzeum in Hermanstadt/Siebenbürgen, Rumänien. Abschluss mit der „kleinen Matura“

1938-39

Textil- und Modeschule Berlin, höhere Fachschule (2 Semester)
In Berlin (höhere Fachschule) auf der Textil- und Modeschule: Professor Reinhard Schalt sagte damals zu mir: „Kunst ist die symbolhafte Gestaltung einer Idee“ und „Machen Sie sich frei von allem was nicht wesentlich, nicht erhaben, nicht groß und nicht schön ist. Weihen Sie ihr Leben dem Wesentlichen, dem Erhabenen, dem Großen und dem Schönen, mit der Klarheit des Verstandes und dem ganzen Reichtum des Herzens“, was ich auch nach Möglichkeiten beherzigte und befolgte.

1940-41

Stenotypistin in der Werbeabteilung der Fa. „Gratiosa“, Hermannstadt Helmut Baumann, Architekt und Maler in Hermannstadt: er hatte ein schönes, eigenes, eigenwillig gebautes Atelier, in welchem ich ihn manchmal besuchen durfte. Er beeinflusste mich durch die Lehren von Platon (Grieche). Außerdem war meine Tante, Frau Heinke von Larcher, die Schwester meines Vaters, auch Sängerin und mit dem Hause Baumann befreundet. So hatte ich Gelegenheit, oft mit recht interessanten Menschen zusammen zu treffen.

1941-42

Arztschreiberin im Lazarett, Iasi, Rumänien. Ursprünglich nach Wien

1942-45

  • Stenotypistin in der Sparkasse Hermannstadt
  • Vorbilder alter Meister: Dürer, Rembrandt, Michelangelo, Leonardo da Vinci
  • Mal- und Zeichenunterricht bei Adam (Kunstmaler)
  • Bachchormitglied bei F.X. Dressler
Portrait-Zeichenbild von Eva Maria Scheiner 1959

13.01.1945

zwangsverschleppt zur Wiedergutmachungsarbeit, im Internierungslager in der Sowjetunion, in verschiedenen Bergwerken. Dort zwischendurch die ersten  Portraitarbeiten sowie Schrift und Wandmalerei bei einem russischen Maler im Donbass (Ukrainer)

18.10.1949

als „rehabilitiert“ unter Stalin zurück nach Hermannstadt

1945-49

bei einem ukrainischen Maler in der Sowjetunion: „die Künstler sind die Ingenieure der Seele“. Er lehrte mich ein „realistisches“ Sehen. Durch und bei ihm entstanden meine ersten richtigen Portraits und Wandmalereien (farbig, Großformat auf hellem Grund) und Schriftschreiben bis 8 m lang.

1949-50

  • Mitglied der Künstlervereinigung in Hermannstadt unter Frau Florescu und Herrn Mazanek.
  • Kunstunterricht bei Trude Schullerus und Professor Hans Hermann.
  • Abendkurse an der Volkskunstschule. Puppenmalerei bei einer Privatfirma (Kosturik)

1950-54

Stenotypistin im sowjetisch-rumänischen Versicherungsbüro Hermannstadt.

  • Beruflicher Fortbildungslehrgang
  • Mitglied der Künstlervereinigung in Hermannstadt. Gedankenaustausch bei Spaziergängen mit Professor H. Hermann. „Ich sah und verstand meine alte Heimat Siebenbürgen und die Menschen plötzlich anders als früher und suchte nach neuen, technischen Möglichkeiten beim Ausdruck eines Bildes. Auch Trude Schullerus weckte in mir die Neugierde und den Drang nach neuen Ausdrucksmitteln bei meinen Bestrebungen nach Fortbildung meiner künstlerischen Laufbahn.“

1954-58

Dekorationsmalerin und Schaufensterwerbung für Kaufhäuser in Hermannstadt

  • Als Dekorationsmalerin boten sich mir neue Möglichkeiten: Vereinfachung des Striches, Großformate, Expressives Malen. Plakatschriften als Mittel des Ausdrucks für eine völlig veränderte Zeit bzw. Welt
  • Familienausreise in die D.D.R. zur Großmutter Stollberg nach Leipzig. Wir wurden im Juni 1960 über Westberlin in die BRD ausgeflogen und dem Land Baden-Württemberg zugewiesen. Seither wohnten wir in Weingarten bei Ravensburg in einem gemeinsamen Haushalt.
  • Stenotypistin an der Karl-Marx-Universität, Gewerkschaft Wissenschaft; dann Hilfsarbeiterin in der Dewag-Werbung, Tischlerei und Siebdruck; Abendkurse an der graphischen Volkshochschule bei G.Richter, G. Eichhorn, H. Blume und Roßmanith. Gebrauchswerberin und Musterentwerferin bei den Privatfirmen Stanoscheck und Petzold, Leipzig (Stoffmalerei). Chormitglied bei Professor H. Thomas Gewandhauschor Leipzig.
  • In Leipzig zuerst verschiedene Arbeiten, damit ich mich in dem neuen Land orientieren kann, Menschen bei der Arbeit kennen lernen. Christliche Nächstenliebe war die Triebfeder. – Als ehemaliges Bachchor-Mitglied suchte ich Verbindung mit Musik. Außerdem korrespondierte ich mit Helmut Plattner und Horst Gehann (Orgelvirtuosen!) und sang im Gewandhaus-Chor Leipzig bei Professor Thomas mit.
  • Musik war immer ein wichtiger Faktor in meinem Leben. Vater wollte, dass ich Saxophonistin werde. Aber dann blieb es bei dem einfachen Blockflöte- und Mundharmonikaspiel. Ich kam zu der Erkenntnis: Musik ist nur der „Inspirator“ und Ausgleich in meinem Leben für mein künstlerisches Schaffen in Zeichnen und Malen. In Leipzig gingen wir mit Herrn Eichhorn Gerhard oft auf den Straßen Skizzieren oder in die Tanzlokale. Bei Roßmanith durfte ich mir meine Modelle mitbringen (Tänzerinnen usw.). Bei Herrn Blume lernte ich Frank Hempel (jetzt hier in Ulm lebend) kennen. Mit Günter Richter sprachen wir über den „Alten Mann und das Meer“ sowie über den „Don Chichote“. Er schenkte mir dazu seine Skizzen. Er kam auch öfter in Leipzig in die Menckestraße in unser kleines Privat-Atelier.
Portrait-Zeichenbild von Eva Maria Scheiner 1968

1960-66

Übersiedlung in die B.R.D. Hier Stenotypistin in verschiedenen Betrieben: Bekleidungsfirma, Schuhgeschäft, Architektenbüro, Rechtsanwälte, Ingenieur Büro für Heizung und Lüftung und Maschinenfabrik in Weingarten bei Ravensburg. Als Sonntagsmalerin unter Konrad Arnold erste Bilderausstellung zum Kinderfest in Weingarten. Bekanntschaft mit Otto Dix am Bodensee.

1966-70

Staatsstipendium für künstlerische Weiterbildung (Fachlehrer) in München bei Privatschulen: Waki Zöllner, Blocherer-Schule und staatliche Weilerschule für musisches Werken. Pädagogische Ausbildung in Augsburg. Chormitglied bei Theaterchor in Augsburg

  • Bis Herbst 1966 arbeitete ich als Stenotypistin in verschiedenen Betrieben in Ravensburg und Weingarten. Zeitweilig besuchte ich die Abendkurse auf der
    Volkshochschule bei Kalbhenn und Arnold. Unter den Sonntagsmalern durfte ich erstmals in Weingarten zu einem Kinderfest meine Bilder ausstellen. Ich
    persönlich erhielt keinerlei Renten, da ich in der Sowjet-Union im Lager offiziell nicht heiraten konnte. Für meine Tochter erhielt ich erst in der BRD eine Waisenrente nach dem Bundesversorgungsgesetz sowie Rente aus der Angestelltenversicherung des Kindesvaters. Trotz der verschiedenen schweren Schicksalsschläge habe ich meinen ursprünglichen Berufswunsch zur Vervollständigung und zum Abschluss der künstlerischen Ausbildung nicht aufgegeben. Mir war es jedoch nicht erlaubt, sofort nach unserer Ankunft hier in der BRD die entsprechenden Schritte zu unternehmen, da mir einerseits die Heimkehrer Anerkennung fehlte und man mir versicherte, ohne diese nichts unternehmen zu können, und andererseits ich erst eine Existenz gründen müsste. Nach 5-jähriger Klage mit Armenrecht erhielt ich 1965 meine Anerkennung und nahm sofort Verbindung mit verschiedenen Schulen auf und fand ab dem 1.10.1966 Aufnahme in der staatlich anerkannten privaten Blocherer-Schule in München mit einem einjährigen Vertrag, den ich mit gutem Erfolg abschloss. Am 1.10.1967 kam ich auf die private Mal- und Zeichenschule für die Ausbildung von Fachlehrern „Münchner Studio“ Waki Zöllner und absolvierte 2 Semester mit gutem Erfolg. Anschließend bestand ich im Juli 1968 das Staatsexamen für Zeichnen und Malen in München. Als Zusatzfach benötigte ich noch 2 Semestermusisches Werken, welches ich in München auf der „Weilerschule“ 1969 bestand. Am 16.9.1969 kam ich nach Augsburg auf das Don-Bosco-Institut für die pädagogische Ausbildung von Fachlehrern, wo ich
    ebenfalls 1970 Prüfungen bestand. Als Zusatzfach nahm ich „Textiles Gestalten“. Im September 1970 erhielt ich meine erste Anstellung als Kunsterzieherin auf der Haupt- und Grundschule in Holzheim über Neu-Ulm.
  • Auf Grund meines Antrages vom 5.5.1966 wurde ich durch den Herrn Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung mit Bescheid von Oktober 1966 (IIa 5-2595 ) als Heimkehrer in Anwendung des § 28 a HKG zur Förderung zugelassen und erhielt durch das Landesarbeitsamt Südbayern München ( G.Z.: IIbl-7717.1-) seit dem 1.10.1966 eine Ausbildungsbeihilfe gemäß § 10 des Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Heimkehrer vom 19.5.1950.

1970-80

  • V-Fachlehrerin für Kunsterziehung in Holzheim über Neu-Ulm.
  • Mitglied der Künstlergilde Ulm und Esslingen. Kunstverein Ulm. BBK-Augsburg und Bodensee-Club.
  • Zahlreiche Ausstellungen mit verschiedenen Techniken und in verschiedenen Orten und Ländern

Weitere Informationen über meine Mutter Eva Maria Scheiner

Ich gebe dir Einblick meiner Mutter, damit wir alle – gerade in der aktuellen politischen Situation – uns immer wieder das grausame Schicksal von Verschleppten und Flüchtlingen vergegenwärtigen und der künstlerische Nachlass von Eva Maria Scheiner möglichst in einer Retrospektive gezeigt wird.