Karin Schneider-Jundt – Liedermacherin & Autorin im Rheingau

Illustration einer Sonne

Karin Schneider-Jundt ⋅ Liedermacherin & Autorin

Zu meiner Person

Leben.
Weg.
Zeit.

Portrait-Zeichenbild von Karin Schneider-Jundt 1966

Karin Schneider, geborene Scheiner / Jundt

Logo Flügel Karin Schneider-Jundt

Einleitung

Man sagt mir immer wieder ich sei mit 76 Jahren eine der letzten Zeitzeugen

Man sagt mir immer wieder ich sei mit 76 Jahren eine der letzten Zeitzeugen von dem was einst meinem Land, meinen Vorfahren, meiner Familie geschehen ist und ich müsste es festhalten. Ich fand es von jeher bedauerlich, dass meine Verwandten sich standhaft weigerten, ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Denn in der Jugend interessiert man sich leider nicht für solche Erlebnisse der Verwandtschaft, und wenn dann das Interesse erwacht, sind diese inzwischen verstorben oder ihr Geist so verwirrt, dass man keinen Zugang mehr zu ihnen hat. 

Die Kriege mit all ihren Gräueltate, die ständig irgendwo auf der ganzen Welt toben; die Schicksale der davon betroffenen Familien; all das Unfassbare ruft in mir dunkle, verdrängte Erinnerungen wach. Wenn ich im Fernsehen in die Augen der Kinder sehe, die zur Zeit derartige Gräuel erleben müssen, oder Schwangere, die ihr Ungeborenes zu schützen versuchen, frage ich mich, wie wird es deren Nachkommen später ergehen, wenn dieser Wahnsinn vorbei ist?  So wie mir?

Ein Jugendfreund, der mich und meine Familienverhältnisse einst kennenlernte und der mich Jahrzehnte später wieder traf, sagte: „Ich hätte damals nie erwartet, dass Du einmal zu einem normalen, bürgerlichen Leben fähig sein könntest.“ Und unser Hausarzt, der eine Art Vaterstelle an mir vertrat und uns drei Frauen über Jahrzehnte betreute, sagte mir kurz vor seinem Tod: „Ich bin stolz auf Dich wie hart Du gekämpft hast, um nicht unterzugehen.“

Aufgewachsen mit einer Großmutter, einer Witwe, die in einem rumänische KZ

Aufgewachsen mit einer Großmutter, einer Witwe, die in einem rumänische KZ fast ihr Leben verlor, während ihr Haus in Siebenbürgen enteignet und ihre beiden Töchter, 22 und 19 Jahre alt, wie viele deutsche Frauen zwischen 18 und 40 zu 5 Jahren „Wiedergutmachungsarbeiten“ in die Kohlenbergwerke der Ukraine / Donbass deportiert wurden? Außerdem mit einer dadurch derart traumatisierten Mutter, dass meine Großmutter immer mal wieder zu ihr sagte: „Du gehörst in eine Anstalt“. Meine Mutter war niemals in ihrem Leben fähig eine normale, weder körperliche noch seelische, Beziehung führen zu können. 

Aber warum bin ich dennoch heil geblieben? Nun, irgendwann muss jeder in seinem Leben Entscheidungen treffen, welche Wege er einschlagen möchte, und das ist ungeheuer angstbeladen. Weil man die Konsequenzen niemals abschätzen kann und deswegen lieber in der vertrauten Gewohnheit stecken bleibt und schließlich über sein vertanes Leben hadert. Doch: „Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir uns den Fragen, die das Leben an uns richtet, stellen.“ (Rolf Dobelli)

Dennoch kam auch bei mir der Zeitpunkt,

Dennoch kam auch bei mir der Zeitpunkt, als ich Jahrzehnte später von schwersten Depressionen, Panikattacken und Verlustängsten gepeinigt wurde, mich als Belastung für meine Familie und Umwelt empfand, glaubte sie von mir erlösen wollte, die Ärzte sich hilflos zeigten und ein Arzt zu mir eines Tages hilflos sagte: „Wenn Sie ein Pferd wären, würde ich Sie erschießen lassen.“

Warum bin ich heute dankbar und zufrieden mit meinem Leben? Trotz all der Kämpfe, Schmerzen, Tränen?“ Warum blicke ich zurück und sage: „Alles war richtig und gut wie es kam?“ Weil ich, die man die Frau mit der Angst nannte, schließlich eisern den Spruch von Lisa Fitz: „Da, wo die Angst ist, da geht’s lang“, befolgte, auf sie zuging und siegte. Nur so kann man dem Sinn des eigenen Lebens auf die Spur kommen.

Vielleicht hilft mein Bericht dem einen oder anderen Betroffenen, der irgendwelche traumatische Erfahrungen mit sich herumschleppt, ohne sie zu offenbaren oder glaubhaft erklären zu wagen, eine gleiche Erlösung zu erfahren.

Kapitel 1: Geboren in Werchnij

Geboren wurde ich am 7. Februar 1949 um ungefähr 3:00 Uhr nachts in einem Krankenhaus in Werchnij, Kreis Woroschilowgrad/Ukraine.

Weiterlesen

Kapitel 2: Die Rückkehr nach Rumänien

Nachdem die 5 Jahre „Strafe“ abgearbeitet waren, wurde meine Mutter mit mir und den wenigen Überlebenden offiziell freigelassen und

Weiterlesen

Kapitel 3: Nach unserer Heimkehr aus der Gefangenschaft

Nach unserer Heimkehr aus der Gefangenschaft fand meine Mutter bei den Adventisten Halt, denen sie lebenslang verbunden blieb.

Weiterlesen

Kapitel 4: Auswanderung nach Deutschland

1958 erhielten wir nach jahrelanger Beantragung und ohne jegliche finanziellen Rücklagen die Erlaubnis zur Auswanderung nach Leipzig.

Weiterlesen

Kapitel 5: Was bedeutet „Heimat“ für die Nachkommen

Was bedeutet der Begriff „Heimat“ für die Nachkommen von Deportationsopfern oder Flüchtlingen – was bedeutet er für mich -

Weiterlesen

Weitere Informationen über Karin Schneider-Jundt

Um mich besser kennenzulernen, zeige ich auf den Seiten eine Chronik meiner Familie, gebe tiefen Einblick meiner Person und erzähle ausführlich mein Lebensweg. Meine Lieder sowie Geschichten entstanden aus persönlichen Situationen und Erlebnissen. Ich möchte anderen Menschen, die Trost und Unterstützung brauchen, damit Impulse geben und Mut machen.