Karin Schneider-Jundt – Liedermacherin & Autorin im Rheingau

Illustration einer Sonne

Marienthal / Rheingau

Franziskusgärtchen

Tiere.
Liebe.
Freunde.

Franziskusgärtchen mit Tierfiguren

Franziskusgärtchen - Marienthal in Geisenheim / Rheingau

Logo Flügel Karin Schneider-Jundt

Der heilige Franz von Assisi nannte einst die Tiere seine Schwestern und Brüder. Das hundertjährige Franziskusgärtchen im Wallfahrtsort Marienthal ist ein Ort, an dem man seines verstorbenen Tieres gedenken kann.

Zum Gedenken an Gottes Kreaturen,
die dem Menschen treue Gefährten waren“

(Lance Saito)

Vor einiger Zeit starb im Bekanntenkreis ein geliebtes Haustier

Vor einiger Zeit starb im Bekanntenkreis ein geliebtes Haustier. Wir sprachen darüber. Über die sündhaft teuren Tierfriedhöfe, die Vergänglichkeit und über den Verlust, der so schwer zu verschmerzen war. Sicherlich, Tierkadaver-Verwertungen haben ihre Berechtigung und das ist auch gut so. Dann kam der Gedanke auf, dass Tiere als Gefährten dem Menschen doch von Gott gegeben werden. Die nächste, logische Verbindung war die, an den heiligen Franziskus zu denken, der den Tieren predigte.

Seine Gefährten sagten über ihn:

„Wir, die mit Franziskus lebten, haben oft gesehen, mit welcher Zärtlichkeit und Liebe er die Geschöpfe umfing und verehrte und wie sehr er sich an ihnen erfreute. Sein Gemüht war gerührt von Liebe und Mitgefühl und wurde verwirrt, wenn man zu ihnen rücksichtslos war. Er redete zu ihnen mit großer innerer und äußerer Freude, als hätten sie selbst Gemüt, Verständnis und Sprache zu Gott. Sehr oft wurde er dabei in Gott entrückt.“

Auf dem wunderschönen und stillen Gelände des Klosters Marienthal befindet sich seit 100 Jahren ein kleiner Gartenteil mit einer Statue des Heiligen, seinem Weggefährten Bruder Leo und ein paar Tierfiguren – das Franziskus Gärtchen.

Franziskusgärtchen Stelen Vollendung
Franziskusgärtchen mit Tierfiguren

Um eine Zeit war die Rede davon,

Um eine Zeit war die Rede davon, es zu entfernen, doch die Franziskanerbrüder wehrten dieses Ansinnen ab. Es hat heute den Anschein, als wartete das Gärtchen darauf, gerade in der heutigen Zeit ein wichtiger Ort der Besinnung zu werden für das Anliegen des heiligen Franz: Die Bewahrung der Schöpfung.

Schnell wurden Pläne geschmiedet. Das Ergebnis aller dieser liebevollen Pläne ist heute vor Ort zu sehen. In vielen, vielen Stunden Arbeit haben Privatleute, Freunde und eine Künstlerin Sylvia Säglitz wunderbare Dinge geschaffen.

Franziskusgärtchen Weggefährte Bruder Leo
Franziskusgärtchen - Marienthal Geisenheim / Rheingau

Der Grundgedanke war

Der Grundgedanke war folgender: Den Menschen die Möglichkeit zu geben, einem verstorbenen Tier zu gedenken.

Es sollte für den vorbeikommenden Betrachter die Möglichkeit geben, den Namen eines geliebten Tieres auf einen flachen Stein zu schreiben und diesen nieder zu legen. Ein einfacher wasserfester Stift und eine Tafel sollten angebracht werden. Dazu ein kleines Behältnis mit flachen Steinen. Der Betrachter hätte die Möglichkeit gehabt, den Namen auf den Stein zu schreiben und diesen dort abzulegen. Das wunderbare Franziskaner-Gärtchen zum Dank für die tierischen Gefährten verlangt also nach einem kleinen Eimer und einem Stift. Dinge, die günstig zu haben sind. Auch, wenn ein Stift mal versehentlich mitgenommen wird, davon geht die Welt nicht unter.

Es zählt der Friede, der in dieser Idee liegt. In der Idee, der Dankbarkeit für das Alltägliche. Dieser Ort soll den Glauben nicht verdrehen. Es sollte kein Friedhof der Kuscheltiere entstehen. Der Gedanke war, zu danken. In Schlichtheit und Einfachheit.

Zu danken für ein Geschenk des Herrn. So, wie Franziskus es selber ausdrückte:

„Jegliche Kreatur, die im Himmel und auf der Erde, im Meer und in den Tiefen ist, soll Gott Lob und Herrlichkeit und Ehre erweisen, weil er unsere Kraft und Stärke ist und er allein gut ist.“

(Lance Saito)

Da der Heilige und die ihm zugewandten Franziskaner, die mit ihm in Einfachheit und Schlichtheit leben, mehr den Grundelementen zugetan sind, ist es allerdings notwendig, dass sich kein Kitsch oder Plastik hier breit machen. Das Miteinander mit den Franziskaner-Brüdern, die Kitsch und Unordnung verletzen würde, muss immer im Vordergrund stehen. Und es sollen auch keine Futternäpfe, Halsbänder oder sonstige Erinnerungsstücke dort an diesem friedlichen Ort abgelegt werden.

Schäferhundin Sira
Schäferhundin Sira
Erinnerungsstein Schäferhündin Sira
Mir hat diese Möglichkeit Trost geboten nach dem Verlust meiner geliebten Schäferhündin Sira. Und auch den längst verstorbenen Gefährten früherer Tage konnte ich so dankbar gedenken.

Wie und warum entstand das Franziskusgärtchen?

Der Auslöser war vor vielen Jahren Liebe. Wir mussten unsere geliebte Schäferhündin Sira einschläfern lassen. Wir, – der Tierarzt, die Sprechstundenhilfe, Pater Christian und ich – kauerten mit Tränen in den Augen um sie herum als sie die erlösende Spritze bekam.
Da bäumte sie sich noch einmal auf und leckte mir über das Gesicht bevor sie zusammensank. Ich war wie betäubt und hatte das Gefühl als würde sie mich mit sich mitziehen in die andere Wirklichkeit. Pater Christian trug sie dann hinaus ins Auto um sie zu beerdigen.

Ein Freund in Facebook, Lance Saito, mit dem wir über Jahre in engem Kontakt waren, wollte mich trösten und schlug vor, ob es nicht einen Ort in Marienthal gäbe, wo man zur Erinnerung einen Stein mit dem Namen des geliebten Tieres hinlegen könnte. Pater Christian fiel das Gärtchen mit den Statuen des heiligen Franziskus und des Bruder Leo ein. Das war der Auslöser für das Franziskusgärtchen. Sylvia Säglitz, ein Mitglied unseres Franziskanischen Gebets und Singkreises, erstellte die Bilder für die Stelen, die Schwester Christophora Janssen aus der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard/Rüdesheim unter anderem mit Hilfe meines Mannes errichtete und
dem Hausmeister des Klosters, Anton Puljic, der auch all die Jahre bis heute das Franziskusgärtchen betreute und in Stand hielt.

Das große Holzschild am Eingang des Gärtchens entstand in unserem Wohnzimmer, wo Pater Christian und mein Mann den Text von Lance Saito und den Tierbilder von Sylvia Säglitz einbrannten und bemalten. Anschließend entwickelten wir die Votivtafeln mit passenden Texten und mein Mann konstruierte bei uns daheim die Ständer etc. Als alles fertig war – auch der Rundweg – segnete Pater Bernold das Gärtchen und unser Gebetskreis sang dazu. Auf zwei Tafeln sind Strophen meines Liedes „Blutsbrüder“.

Videopräsentation über „Franziskusgärtchen“ und Lied „Blutsbrüder“

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Pater Bernold OFS, Guardian des Klosters, spendet den Segen
Pater Bernold OFS, Guardian des Klosters, spendet den Segen.
Franziskanischer Gebets- und Singkreis singt im Franziskusgärtchen
Der franziskanische Gebets- und Singkreis (FGS) singt anlässlich der Einweihungsfeier.

Blutsbrüder

Franziskus nennt alles in der Schöpfung Bruder und Schwester. Alles ist Gottes Werk wertvoll und schützenswert.

„Du und ich und ich und du …
Du bist ich und ich bin du …“

Für die meisten von uns sind Tiere Gebrauchsgegenstände, sortiert nach nützlich und lästig oder werden entsorgt.

„Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache.“

Mit diesem Lied Blutsbrüder möchte ich zum Nachdenken anregen, anrühren, ein Fürsprecher für die stumme Kreatur sein.

Vor mir sitzt mein alter Hund, sieht mich fragend an.
Möchte gar zu gern ergründen, wie er dienen kann.
Ist ein Bündel aus Gefühlen, das mir blind vertraut.
Will mich lieben, mit mir spielen, ist ein treuer Freund.
Ob ich dick bin, arm und hässlich, ich bin seine Welt.
Er schaut hinter meine Maske, die mein Selbst entstellt.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Herz, ohne Wert und Verstand.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Recht, oft gequält und verkannt.
Ich bin du und du bist ich, wir sind vom gleichen Blute.
Du bist ich und ich bin du, wir sterben den gleichen Tod.

In der Sonne ruht die Katze, ganz entspannt und still.
Hört nicht auf mein lautes Rufen, kommt nur, wann sie will.
Legt mir eine Maus zu Füßen, als Geschenk gedacht.
Weiß das Leben zu genießen, Jägerin der Nacht.
Einst als Göttin tief verehrt, schön und wild und frei,
lebt sie das, was uns verwehrt, schmust und schnurrt dabei.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Herz, ohne Wert und Verstand.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Recht, oft gequält und verkannt.
Ich bin du und du bist ich, wir sind vom gleichen Blute.
Du bist ich und ich bin du, wir sterben den gleichen Tod.

Kleiner Vogel voller Leben, fröhlich klingt dein Lied.
Singst bei Sonne, Wind und Regen, singst, weil es dich gibt.
Deine Augen, fremd und wachsam, blicken mich still an.
Fliegst empor in Richtung Sonne, bist dem Himmel nah.
Manchmal halt´ ich dich in Händen, fühl dein scheues Sein.
Bunter Hauch aus fernen Welten, willst du Bote sein.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Herz, ohne Wert und Verstand.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Recht, oft gequält und verkannt.
Ich bin du und du bist ich, wir sind vom gleichen Blute.
Du bist ich und ich bin du, wir sterben den gleichen Tod.

Löwen, Kühe, Hamster, Pferde, seht sie euch gut an!
Als Geschöpfe dieser Erde gingen sie voran.
Affen lernten als wir schliefen, wie man Nüsse knackt.
Aus des Ursprungs dunklen Tiefen ein Delphin uns heilt.
Wärmen, speisen uns wie Brüder, die das Schicksal eint.
Wir verlernten Dankeslieder, stoßen sie ins Leid.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Herz, ohne Wert und Verstand.
Dem Gesetz nach bist du nur eine Sache,
ohne Recht, oft gequält und verkannt.
Ich bin du und du bist ich, wir sind vom gleichen Blute.
Du bist ich und ich bin du, wir sterben den gleichen Tod.
Du bist ich und ich bin du, denn auch mein Blut ist rot.

Text und Melodie
K a r i n Schneider Juni 1998

Musiknoten

Weitere Informationen über Marienthal / Rheingau

Ein Ort der Begegnung mit Gott – Marienthal lädt schon durch seine Lage ein, in der Stille und in der Schönheit der Natur Gott zu begegnen. Das Tal, der Wald, das Schweigen schaffen die Voraussetzung, um im Gebet mit Gott zu sprechen und seine Gegenwart im eigenen Innern und in der Natur zu entdecken. Da auch andere, manchmal viele, diesen Ort besuchen, ist jeder eingeladen.