About Karin Schneider
Deportationsbericht von Katharina Drotleff
Erinnerungen der Katharina Drotleff aus Großscheuern an die Russlanddeportation
Und der darunterfolgende Ausschnitt eines Berichtes einer Leidensgenossin lässt all das Unausgesprochene Grauen ahnen.
Katharina Drotleff ist heute 88 Jahre alt und lebt in einer Seniorenresidenz im Fichtelgebirge. Ihr Enkelsohn Ralph Fuss hat die „Erinnerungen von Katharina Drotleff“ in einem 65 Seiten langen Heft zusammengefasst. Die Dokumentation kann per E-Mail bei ralph.fuss[ät]gmx.de angefordert werden. Im Folgenden erinnert sich die Großscheuernerin an die Verschleppung vor 70 Jahren.
Die Nachricht vom 13. Januar 1945 war ein Schock: Packen für Russland! Alle betroffenen Frauen und Männer aus Großscheuern mussten die Sammelstelle im Schulgebäude aufsuchen. Für meine Schwester und mich packten wir den alten Holzkoffer meines Vaters, der seit dem Ersten Weltkrieg am Dachboden gelegen hatte. Der Abschied fiel sehr schwer. Ich nahm Mutter und Großmutter ein vorerst letztes Mal in die Arme. Was für ein Albtraum. Wir alle konnten die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Im Moment des Abschieds spielten sich Dramen ab. Der Schmerz der bereits durch den Krieg zerrütteten Familien war unfassbar groß. Per Lastwagen brachte man uns zunächst zum Bahnhof nach Neppendorf. Dort standen unzählige Waggons für die Weiterfahrt bereit. Einige Männer hatten sogar ihre prachtvollen Kirchenmäntel für den russischen Winter dabei. Was für ein sonderbarer Anblick inmitten dieser Tragödie. Drei lange Wochen wurden wir nun wie Vieh transportiert. Nur selten bekamen wir die Möglichkeit, uns mit Wasser zu versorgen. In den Waggons entledigte man sich der Notdurft durch ein Loch im Boden, während andere den Toilettengang mit Decken abhingen. Menschenunwürdige Szenen spielten sich ab. Während der Fahrt durch die Ukraine bemerkten wir, dass unser mitgenommenes Brot inzwischen verschimmelt war. In der Hoffnung, das Ziel bald zu erreichen, warfen wir verdorbenes Brot durch die Luken nach außen. Was wir dann sahen, konnten wir kaum glauben. Einheimische sammelten diesen Abfall auf. Langsam ahnten wir, welch’ Schrecken uns noch bevorstand.
Nach Ankunft in Dnjepropetrowsk mussten wir bei klirrender Kälte einen langen Fußmarsch zurücklegen. Als wir eine große Brücke am Dnjepr überquerten, wehte uns ein eisiger Wind entgegen. Ich dachte, vielleicht wäre ein Sprung in den Fluss das kleinere Übel. Stunden später erreichten wir das Ziel. Lager 1416 glich einem Straflager. Fünf schier endlose Baracken sollten uns Deutschen aus Rumänien als Herberge dienen. Getrennt nach Geschlechtern zogen wir dort ein. Dreistöckige Pritschen aus feuchtem Holz, die gerade erst gezimmert schienen, säumten beide Seiten im Innenraum. Bettzeug gab es nicht,
Im tiefsten russischen Winter waren wir nun gefordert, unseren Arbeitsdienst zu verrichten. Anfangs mussten wir im Krieg beschädigte Gebäude abreißen. Männer stürzten noch stehende Mauern ein, Frauen befreiten Ziegelsteine vom Putz. Eine unvorstellbar harte Arbeit bei arktischen Temperaturen. Viele Landsleute hatten diese Bedingungen unterschätzt und nur wenig geeignete Kleidung dabei. Einmal sollten wir aus dem Dnjepr herausgeschnittene Eisblöcke in einer Lagerhalle stapeln. Nach einer Stunde mussten wir völlig durchgefroren aufgeben und verweigerten die weitere Arbeit. Zur Strafe landeten wir für drei Tage in einer dunklen Zelle. Den ersten Tag gab es eine Scheibe Brot, den zweiten Tag einen Teller Suppe und am dritten Tag wieder eine Scheibe Brot. Danach wurden wir völlig ausgehungert entlassen.
Decken und Kleidung dienten als Ersatz – erst viel später bekamen wir Strohsäcke als
Zum Schutz vor der Kälte bekamen wir später „Watta-Kleidung“. Dennoch war die Arbeit bei zweistelligen Minustemperaturen eine Qual, z.B. wenn es hieß: „Schienen putzen!“ Bei dieser Arbeit mussten wir die Gleise im Industriegebiet von Dnjepropetrowsk von Kohleresten befreien, die aus den kohlebefeuerten Lokomotiven geworfen wurden. Im Winter waren wir schon vor Arbeitsbeginn durch den einstündigen Fußmarsch dorthin steif gefroren. Wenn wir die Kälte nicht mehr aushielten, gingen wir manchmal an die Koksöfen der russischen Arbeiter. Sie waren meist freundlich und machten an der Feuerstelle einen Platz für uns frei. „Wie spät ist es?“, fragten wir dann immer. Wir wollten wissen, wie viele Stunden Arbeit noch vor uns liegen. Neben der Kälte war der Hunger unser täglicher Begleiter. In der Früh und am Abend gab es immer nur Kraut- oder Gurkensuppe. Eine heiße Brühe, die nicht wirklich die Bezeichnung „Suppe“ verdiente. Wenn wir Glück hatten, bekamen wir noch zwei Esslöffel Getreidebrei. Wir leckten unsere Teller säuberlich ab, um nichts zu verschwenden. Der Hunger war danach immer noch so groß, dass einige im Küchenabfall nach Essensresten suchten oder darauf hofften, von russischen Arbeitern etwas abzubekommen. Einige Russen hatten Mitleid und gaben uns Essen ab, obwohl es vielen Einheimischen nicht viel besser ging.
Eines Tages teilte man meine Freundin Anni und mich zum Brotholen ein. Als wir gerade die Gleise überqueren wollten, kam uns ein lauter Kesselwagen entgegen. Voller Ehrfurcht hielten wir Abstand. In diesem Moment passierte ein Unglück. Auf dem nebenliegenden Gleis hatten wir eine zweite Lokomotive wegen dem Lärm nicht wahrgenommen. Das Fahrwerk der Lok riss uns beide zu Boden. Meine Knie wurden dabei bis auf den Knochen aufgeschürft. Anni wurde ebenfalls verletzt und erlitt starke Prellungen. Trotz der Schwere der Verletzungen muss ich meinem Schutzengel danken, dass uns kein größeres Unheil widerfahren ist. Die schwarzen Kohlespuren dieses Unfalls sind bis heute auf meinen Knien zu sehen.
Zur Erntezeit war ich froh, am Kolchos arbeiten zu dürfen. Diese Tätigkeit war zwar körperlich anstrengend, hatte aber wegen der besseren Verpflegung entscheidende Vorteile. Auf den großflächigen Feldern wurden Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut. In den kleinen Gärten gab es allerlei Gemüsesorten und Melonen. Wir hatten Glück, dass unser Aufseher eine gewisse „Selbstbedienung“ tolerierte. Ausgerechnet während dieser Zeit am Kolchos wurde es für mich bedrohlich. Eine Typhus-Infektion war die Ursache. Abgemagert auf 35 kg, hatten mich viele schon abgeschrieben. Durch das sehr hohe Fieber fing ich an zu halluzinieren. Ich hörte die Stimme meiner Mutter, die mir Essen bringen wollte. Dieser Zustand fesselte mich für lange Zeit ans Bett, schutzlos ausgeliefert den Kopfläusen. Gezeichnet von der Krankheit, muss der liebe Gott Erbarmen gehabt haben. Er hat mich ohne Medikamente wieder gesund werden lassen. In unserem Lager wurden die Menschen immer schwächer, und die Krankheiten häuften sich. Wann allerdings Tote weggeschafft worden sind, kann ich nicht sagen. Man bekam dann immer nur mit, dass Personen fehlten. Besser man fragte nicht, wo diese geblieben waren.
Das letzte Jahr meiner Deportation im Lager „Sozhorod“ in Krivoy Rog wurde erträglicher. Dort lernte ich auch meinen späteren Ehemann Johann Drotleff aus Kirchberg kennen. Als wir eines Tages bei den Schamotteziegeln arbeiteten, berichtete ein russischer Arbeiter: „Ihr dürft nach Hause!“ Das konnten wir erst nicht glauben, zu oft hatte man uns schon vertröstet. Einen Tag später kam die Gewissheit. Unglaubliche Glücksgefühle kamen auf. In der darauffolgenden Nacht konnten wir vor Aufregung kaum schlafen und dachten nur noch an die Heimat. Im Oktober 1949 kam für alle im Lager „Sozhorod“ die Erlösung. Mit einem kleinen Handgepäck hat man uns zurück nach Rumänien geschickt. Die beschwerliche Heimfahrt war voller Euphorie. Im Dezember 1949 durfte auch mein zukünftiger Mann nach Siebenbürgen zurückkehren.
Katharina Drotleff
Deportationsbericht von Dr. Erwin Mathias Reimer
Mir kommt der Name Reimer sehr bekannt vor. Ich muss ihn als Kind von meiner Mutter gehört haben. Wahrscheinlich war sie zuimindest im gleichen Lager einst wie er.
Vor 70 Jahren fand die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion statt
Der Zeidner Erwin Mathias Reimer war Arzt in jenen verhängnisvollen Zeiten
Von: Georg Reimer
Dienstag, 13. Januar 2015
Der Zeidner Erwin Reimer war von 1941 bis 1944 Leutnant und Arzt in einer Sanitätseinheit in der rumänischen Armee. Im Bild 1942 in Bukarest. Er wurde dennoch, wie knapp weitere 70.000 Menschen aus Rumänien, in den Donbass deportiert.
In diesen Tagen jährt sich zum siebzigsten Mal die Deportation vieler Deutscher aus Südosteuropa in die Arbeitslager im Donezbecken (Donbass) in der damaligen Sowjetunion. Anfang Januar 1945 hatten die Sowjets die rumänische Regierung aufgefordert, die arbeitsfähigen deutschstämmigen Bürger ihres Landes (Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und Sathmarer Schwaben) zur Zwangsarbeit auszuliefern. Männer von siebzehn bis fünfundvierzig und Frauen von achtzehn bis dreißig Jahren waren betroffen. Sie wurden nach Listen, die rumänische Behörden erstellen mussten, durch gemischte rumänisch-sowjetische Patrouillen aus ihren Häusern geholt und zu zentralen Sammelstellen gebracht. Ziel war der Wiederaufbau der im Eroberungskrieg Hitler-Deutschlands zerstörten Teile ihres Landes.
Im Burzenland wurden am 13. Januar 1945 alle ausgehobenen Männer und Frauen in Viehwaggons verladen und mit Transportzügen in die Kohlenreviere des Donbass in der Ostukraine deportiert. Ähnlich liefen die Aushebung und die Verschleppung der sächsischen und anderer ethnisch-deutscher Bevölkerungsteile in Rumänien ab. Zurück blieben die Kinder und die Alten, für die schwere Zeiten voller Ungewissheit und Existenzängste begannen. Die Transporte dauerten zehn bis vierzehn quälend lange Tage bei klirrender Kälte. Die verschleppten Frauen und Männer standen oder kauerten auf strohbedecktem Boden in den Waggons, zuletzt ohne Verpflegung, nachdem die mitgebrachte Nahrung aufgebraucht war. Ab und zu gab es eine Wassersuppe. Die sanitären Einrichtungen bestanden aus einem Loch im Boden der Viehwaggons. In Parkomuna (heute Perevalsk) im Donbass , unweit von Alschewsk (damals Woroschilowsk) in der Ostukraine war Endstation für die Verschleppten. Sie verließen die Waggons und wurden auf die kaltfeuchten Baracken der mit zwei Reihen Stacheldraht umgebenen, militärisch bewachten Zwangslager verteilt. Es folgten fünf Jahre erzwungener Schwerstarbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen, verbunden mit physischen und psychischen Gewaltanwendungen auch als Vergeltung für die Verbrechen Hitler-Deutschlands in der Sowjetunion.
Dr. Erwin Reimer aus Zeiden/Codlea im Burzenland war einer der Verschleppten. Er war von 1945 bis 1949 alleinbetreuender Arzt in zwei Arbeitslagern in Parkomuna mit mehr als eintausend Deportierten, davon über siebenhundert Sachsen aus dem Burzenland, zweihundert Oberschlesier sowie einhundert Deutsche aus Ungarn. Unter primitiven Bedingungen kämpfte dieser junge Arzt zusammen mit drei deportierten sächsischen Krankenschwestern in einem notdürftig eingerichteten Lazarett mit hundert Betten ohne ausreichende medizinische Mittel gegen Krankheiten und das Sterben durch Verhungern, durch Seuchen wie Typhus und Bakterienruhr sowie gegen die Folgen von schweren Arbeitsunfällen in den mangelhaft gesicherten Kohlegruben im Donbass. Er konnte viele nicht retten. Diejenigen, die nach Siebenbürgen heimkehrten oder damals gegen ihren Willen nach Deutschland abgeschoben wurden, dankten ihr Leben lang diesem sich aufopfernden Arzt für sein Helfen.
Erwin Mathias Reimer (1915 bis 2000) wurde in Zeiden, damals noch Österreich-Ungarn, geboren. Auffallend klug und begabt, besuchte er das Honterus-Lyzeum in Kronstadt, studierte in Bukarest von 1933 bis 1939 Medizin während politischer Wirren und antisemitischer Pogrome, unter denen er auch zu leiden hatte. Einmal wurde er von Mitgliedern der Eisernen Garde, die ihn für einen Juden hielten, beinahe totgeschlagen. Im letzten Moment erkannte einer der Legionäre in ihm den Siebenbürger Sachsen, mit dem er zusammen studierte. Nach dem Staatsexamen und der Promotion 1940 folgte Anfang 1941 ein verkürztes Pflicht-Jahr als Landarzt in der Dobrudscha zur Malaria- und Fleckfieberbekämpfung. Ein Jahr vorher waren die Dobrudscha-Deutschen, als nicht überlebensfähige ethnisch-deutsche Minderheit eingestuft, „heim“ ins Deutsche Reich geholt worden. Erwin Reimer erzählte später von ihren verlassenen, dem Verfall preisgegebenen Kirchen und Friedhöfen. Im Sommer 1941 folgte die Einberufung in die rumänische Armee als Arzt im Rang eines Leutnants, zuletzt in der Sanitätseinheit der 3. Gebirgsartilleriedivision Rosenau/Râşnov. Er nahm am Russlandfeldzug teil, der ihn bis Sewastopol auf der Krim führte, eine Zeit, die er vorwiegend in Frontlazaretten und auf Lazarettzügen verbrachte.
Unterbrochen wurde dieser Kriegsdienst durch zwei Heimataufenthalte von jeweils drei Monaten 1942 und 1943. Nach drei Jahren Kriegsdienst wurde er unverhofft aus dem Militärdienst entlassen. Da alle Juden in jener Zeit aus der rumänischen Armee ausgeschlossen wurden, erkannte er die Gefahr für sich und wollte eine Bescheinigung seiner Volkszugehörigkeit nachreichen. Dieses Dokument wurde ihm von lokalen Vertretern der deutschen Volksgruppe verweigert. Ein rumänischer Notar attestierte seine ethnische Identität bereitwillig.
Die deutsche Volksgruppe in Rumänien mit Sitz in Kronstadt war eine vom faschistischen Regime Antonescu geduldete, durch das nationalsozialistische Deutschland eingesetzte Selbstverwaltung für alle ethnisch Deutschen in Rumänien. Diese NS-Selbstverwaltung betrieb eine ideologische und organisatorische Gleichschaltung der ethnisch-deutschen Minderheiten in Rumänien. Ein Ziel dieser NS-Selbstverwaltung war die Rekrutierung wehrfähiger „volksdeutscher“ Männer in die Waffen-SS zur Teilnahme am nationalistisch-ideologisch geführten Krieg im Osten und auf dem Balkan. Trotz Repressalien und Drucks weigerte sich Erwin Reimer beharrlich, seine rumänische gegen eine deutsche SS-Uniform zu tauschen, auch mit dem Hinweis auf seinen abgelegten militärischen Eid. Er hörte, dass alle Frauen und Männer in Siebenbürgen, die sich dem ethnisch-deutschen Bevölkerungsteil zugehörig fühlten, als sogenannte „Volksdeutsche“ nicht nur einen Ahnenpass anfertigen lassen mussten, um etwa jüdische Vorfahren aufzudecken, sondern sich auch einer rassischen Evaluation zu unterziehen hatten. Er erfuhr, dass mehrere körperlich und geistig behinderte Kinder aus Zeiden, auf Drängen der deutschen Volksgruppe ins Deutsche Reich verschickt, auf dem „Genesungsaufenthalt“ verstorben waren. Er erfuhr, dass Anhänger der deutschen Volksgruppe seinen Vater wegen kritischer Äußerungen über den Nationalsozialismus erschießen wollten. Er erkannte die verbrecherischen Züge des nationalsozialistischen (NS) Regimes im Deutschen Reich und die der deutschen Volksgruppe in Rumänien. Dr. Erwin Reimer wurde ein überzeugter Gegner der NS-Ideologie. Dr. Fritz Klein, auch ein Arzt aus Zeiden, hingegen ging 1943 zur SS, war als Lagerarzt in Auschwitz und Bergen-Belsen an Selektionen beteiligt, wurde 1945 in Lüneburg vom britischen Militärgericht zum Tode verurteilt und gehängt.
Die Nachricht vom Staatsstreich am 23. August 1944 und die Entmachtung Marschall Antonescus unter Mitwirkung Königs Mihai I., die den sofortigen Frontwechsel Rumäniens zur Folge hatte, wurde den Offizieren des Regiments, in dem Erwin Reimer diente, bei Târgu Jiu in Oltenien mitgeteilt. Überlegungen, sich den rückflutenden deutschen Einheiten anzuschließen, verwarf er schnell. Obwohl sie rumänische Staatsbürger waren, mussten alle in der rumänischen Armee dienenden deutschstämmigen Soldaten und Offiziere per Tagesbefehl am 15. November 1944 entlassen, verhaftet und den Sowjets übergeben werden. Um ihnen die Flucht zu ermöglichen, erhielten Erwin Reimer und weitere Deutschstämmige vom vorgesetzten Hauptmann in der Division einen drei Tage rückdatierten Entlassungsbefehl. Er war bis Weihnachten 1944 in Bukarest bei Freunden untergetaucht und ging dann doch zurück nach Zeiden aus Sorge um seine Familie, da Gerüchte, alle Rumäniendeutschen müssten nun büßen, kursierten. So kam er Anfang 1945 ebenfalls auf die Liste der zu Deportierenden.
Ende 1949 wurde Erwin Reimer als einer der letzten Zwangsdeportierten aus den Arbeitslagern Schachta 5 Bis und Delta mit den Arbeitsbataillonen 1206, 1207, 1208 in Parkomuna im Donbass in der Ostukraine entlassen. Es gelang ihm, heimlich angefertigte Abschriften der Krankenunterlagen aller Patienten aus dem Lagerlazarett in die Heimat mitzunehmen. Sie sind heute noch eine eindrucksvolle und beklemmende Dokumentation des Leidens und oft auch Sterbens der Deportierten in den Zwangslagern im Donbass.
Wieder daheim in Zeiden in einem zwischenzeitlich kommunistischen Land – Kronstadt hieß damals Stalin-Stadt – wurde Erwin Reimer als Sohn eines zum Großbauern (chiabur) erklärten Vaters wie dieser politisch verfolgt, gedemütigt und drangsaliert. Er musste als Röntgenarzt bei mangelhaftem Strahlenschutz arbeiten, wurde krank und berufsunfähig. So beantragte er mit seiner Familie die Ausreise in die Bundesrepublik, die 1964 gelang. Er wurde Arzt für Innere Medizin und ließ sich 1969 in eigener Praxis nieder. Nach Aufgabe seiner ärztlichen Tätigkeit 1984 war er vereidigter Dolmetscher der rumänischen Sprache.
Zeit seines Lebens beklagte Dr. Erwin Mathias Reimer den Verlust der Heimat Siebenbürgen und war oft besuchsweise wieder dort, zuletzt im Herbst 1990. Die Erinnerungen an die guten und schweren Zeiten in seiner alten Heimat wurden überschattet vom Erlebten als Lagerarzt im Donbass in der Ostukraine. Vor allem das Leiden und das Sterben der gequälten Landsleute hatte ihn nicht mehr losgelassen. Die Deportation der jungen Siebenbürger Sachsen zur Zwangsarbeit in den Kohlegruben des Donbass in der Sowjetunion war für ihn die Konsequenz des verhängnisvollen Wirkens der deutschen Volksgruppe in Rumänien als willige Vollstrecker der menschenverachtenden NS-Ideologie Hitler-Deutschlands, die sich auch gegen das über Jahrhunderte gewachsene ausgewogene Zusammenleben der verschiedenen Völker in Siebenbürgen (Rumänen, Ungarn, Szekler, Juden, Zigeuner) richtete und dessen Gleichgewicht zerstörte.
Hier sah er den Anfang des Untergangs der Siebenbürger Sachsen als geschlossene ethnische Minderheit im Karpatenbogen. Er sah keine Hauptschuld bei Rumänien, das letztendlich ebenfalls in den Abgrund einer kommunistischen Diktatur gezogen wurde. Ein Aufarbeiten der NS-Vergangenheit führender Mitglieder dieser deutschen Volksgruppe in Rumänien hatte er stets gefordert und eine gerichtliche Klärung ihrer Schuld. Erwin Reimer hatte einige von ihnen nach seiner Umsiedlung 1964 in der jungen Bundesrepublik wieder angetroffen, manche in leitenden Positionen bei der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen jener Zeit. Sie hatten sich rechtzeitig ins „Reich“ absetzen können und ihre Landsleute in Siebenbürgen ihrem Schicksal überlassen. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit dieser deutschen Volksgruppe in Rumänien wurde den Historikern überlassen. In der Landsmannschaft in der Bundesrepublik wurde diese braune Vergangenheit konsequenterweise anfänglich tabuisiert und später kleingeredet. Glaubhafte Ansätze, dies zu ändern, sind heute erkennbar.
Erwin Reimer hatte stets und vehement eine angemessene Entschädigung von der Bundesrepublik Deutsch-land, dem „Nachlassverwalter“ des Dritten Reiches, nicht nur für alle Opfer der NS-Gewaltherrschaft allgemein verlangt, sondern auch für die Opfer der Siebenbürger Sachsen in der Deportation und der Zwangsrekrutierung in die Waffen-SS im Besonderen. Ab dem 2. Juli 2013 erhalten nun alle in die Sowjetunion Zwangsverschleppten jener Zeit auf Antrag eine monatliche Entschädigungsrente aus Rumänien, wahrlich eine bemerkenswerte Geste einer Wiedergutmachung.
Einzug der deutschen Truppen in Großpold Anfang 1941.
Für Rumänien beginnt der Krieg 1941 mit dem Einmarsch seiner Truppen in die Sowjetunion an der Seite der deutschen Wehrmacht. Bereits im Dezember 1940 waren die ersten deutschen Soldaten in Großpold einquartiert worden, und wieder, wie schon ein Vierteljahrhundert vorher, waren sie freundlich aufgenommen worden. Eine andere bei der Ankunft der ersten deutschen Soldaten entstandene Fotografie zeigt, dass auf dem Großpolder Marktplatz nicht nur deutsche Ortsbewohner zum Empfang gekommen waren, sondern auch festlich, in ihrer Nationaltracht gekleidete Rumänen.
Bruder Baum
Bruder Baum
Am Sonntag sollte unsere monatliche „Liedbotschaft“ in der Wallfahrtskirche des Kloster Marienthal stattfinden. Als mein Wecker schellte, zog ich die Decke über den Kopf und wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben. Ich hatte, wie so oft in letzter Zeit, zu nichts Lust. Fühlte mich ziel- und lustlos und sah keinen Sinn mehr in dem, was ich tat. Ich war im Begriff, mich und all das, woran ich einst so fest glaubte, zu verraten und damit diejenigen, die mich so treu unterstützten, die Kraft aus meinen Liedern schöpften, im Stich zu lassen.
Da blieben meine Augen an einem Spruch hängen: „Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, ich entdecke Erkenntnis und Rat.“ Das klang wie eine Aufforderung. Wie wahr. An Weisheit und Klugheit mangelte es mir ganz offensichtlich. Und da wusste ich, dass ich dort oben im Wald, an jenem mystischen Ort, wo schon so viele Wunder und Heilung geschehen waren, heute eine prägende Erfahrung machen würde. So gab ich mir einen Ruck und machte mich auf den Weg.
Während ich gemeinsam mit zwei Mitgliedern die notwendigen Aufbauten für die Aufführung vornahm, überfiel mich wieder hammerhart Erinnerung und Schmerz. All diese Tätigkeiten hatte früher mein Mann für mich gemacht. Mein Leben hat sich im letzten Jahr durch seinen Tod um 180 Grad gedreht. Nachher, in der Kirche, würde er nicht mehr neben mir in der Seitenkapelle sitzen und beruhigend meine kalten Hände halten. Und während meines Singens würde ich ebensowenig seinen Blick auf mir fühlen, der voller Stolz und besorgter Liebe auf mir ruhte. Seit jenem schweren Verlust kämpfe ich um meine Haltung, um die Bewältigung der Alltagsprobleme, um die Hoffnung, dass in allem diesem Grausamen und Unbegreiflichen ein Sinn verborgen liegen musste Die Sehnsucht nach einem liebevollen, aufmunternden Wort, nach einem Blick, der mir sagte: Du bist meine fehlende Hälfte, ich brauche Dich“ war manchmal unerträglich. Energisch riss ich mich zusammen. .Ich glaubte, seine vertrauten Worte zu hören: „Du schaffst das!“
Nachdem alles vorbereitet war, verließ ich die Kirche. Das anschließende Singen erforderte viel Diesziplin. Eine Stunde unbequeme Sitzhaltung, Konzentration auf meine Gitarre, meine Stimme, meine Emotionen, Kontakthalten mit der Gruppe, mein Innerstes preisgeben. Deswegen machte ich wie üblich vorher einen Rundgang durch das Klostergelände. Ich ging den Kreuzweg, um mich zu sammeln, tief durchzuatmen. Das Universum, Gott um Kraft und Beistand zu bitten. Ein altvertrauter Weg.
Es war ein trüber, kühler Tag. Stille umfing mich. Keine Menschenseele weit und breit. Auf dem Rückweg wurde mein Blick plötzlich von einem Baum angezogen, der mir in all den vorangegangenen Jahren nie besonders aufgefallen ist. Es war ein exotischer Baum, der am Uferrand eines kleinen Baches wuchs. Ich wusste, dass ein Franziskanerpater vor vielen Jahren hier 100 Bäume gepflanzt hatte, die er teilweise von seinen Reisen aus fernen Länder mitgebracht hatte.
Der Baum sah aus als würde er seinen aufgebrochenen Stamm wie einen Mantel einladend öffnen, um mich darin zu bergen. Es zog mich unwiderstehlich zu ihm hin. Ein Gedanke blitzte in mir auf: „So öffnet Gott Seine Arme für Dich.“ Ich ging die paar Schritte über ein Rasenstück auf ihn zu und legte meine Hand tastend auf die große, offene, feuchte, mit Moos überzogene Wundstelle. Etwas in mir ließ mich die Augen schließen und still verharen. Neben mir vernahm ich das muntere Plätschern des kleinen Baches. Ein Strom von Ruhe und Kraft schien von dem Baum in mich überzugehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit riss ich mich los. Ich musste zu der Verantstaltung. Aber anschließend würde ich mit meinem Fotoapparat hierher zurückkehren, um dieses Erlebnisse mit einem lieben, fernen Freund, dem dieser Wallfahrtsort ebenso am Herzen lag wie mir, teilen zu können. Mit ruhigem, bereitem Herzen betrat ich die Wallfahrtskirche.
Nachdem alles wieder abgebaut und im Auto eines der Mitglieder verstaut war, eilte ich zu dem Baum zurück. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen und das Fotografieren unmöglich machen. Dieses Mal kam ich aus der entgegengesetzten Richtung und sah schon von Weitem, dass auch von hier aus eine, wenn auch kleinere, aufgebrochene Stelle zu sehen war, aus der ein Zweig hervor wuchs. Aufmerksam umkreiste ich den Baum. Ich wusste, er würde mir etwas begreiflich machen. Bezeichnete der Heilige Franz von Assisi nicht alles in der Schöpfung als unsere Schwestern und Brüder?
So, wie die Bäume ihre Jahresringe haben, kann man an mir Entwicklungsstufen, Veränderungen alle 7 Jahre ablesen. Sieben ist eine heilige Zahl. Ich bin an einem 7. geboren. Und 7×7 ist die Jahreszahl meines Geburtsjahres. Als ich 63 Jahre alt war starb mein Mann. Das erste Mal in meinem Leben war ich nun ganz auf mich gestellt. Ich stand an einer Wegkreuzung. Ich musste mich entscheiden, welchen Weg ich von nun an gehen wollte.
Der Stamm des Baumes fiel mir besonders auf. Er kam nicht wie gewohnt im Ganzen aus dem Boden hervor, sondern es sah aus, als bestünde er aus einzelnen Strängen, die gebündelt wie eine Garbe den Stamm bildeten. Aber dieser Zusammenhalt wurde offenbar immer wieder durch ein Ereignis, sei es durch Naturgewalt oder durch Menschenhand, aufgebrochen. Dazwischen waren Höhlen und Nischen. Wie Wunden, die der Baum vergeblich zu verschließen gesucht hatte. Fremde Wesen, Moos, Flechten hatten sich darin eingenisteten, Halt und Heimat gefunden. Sie schienen ihm nicht geschadet zu haben. Gegen schädliche Eindringlinge hatte er jedoch ganz offensichtlich Widerstandskräfte entwickeln können.
Ich trat nun zu der Stelle, die mich anfangs zu ihm hingeführt hatte. Auf einmal fiel mir der dünne Stumpf am oberen Ende der aufgebrochenen Stelle ins Auge. Er war fast nicht zu sehen. Als hätte er sich schutzsuchend ins Dunkel des Bauminneren zurückgezogen. Dieser zarte Austrieb hatte offenbar jemanden gestört und ihn deshalb einfach entfernt.
Unvermittelt zog sich mein Herz zusammen und Tränen traten in meine Augen. Ich wusste nicht warum. Ich lehnte mich an den feuchten Stamm. Wollte den Baum mit allen Sinnen erfassen. Meinen Bruder Baum. Ihn erfühlen, riechen. Hören, wie die Lebenssäfte ihn durchströmen und mit meinen Blutbahnen Kontakt aufnahmen. Er sollte mir von seiner Kraft spenden.
Ist es nicht eine Erkenntnis, dass der Mensch ohne die Bäume nicht leben kann? Bei unserer Geburt ist unser wichtigster Schritt auf dieser Erde das Ringen um den ersten Atemzug. Den Bäumen verdanken wir die so lebensnotwendige Atemluft, sie reinigen sie für uns, spenden uns Schatten, schenken uns Früchte und selbst nach ihrem Tod wärmen sie uns als Nahrung für das Feuer oder dienen uns als Möbelstücke.
Dann trat ich auf den Weg zurück um den Baum im Ganzen zu betrachten. So aus der Ferne sah er nicht mehr ganz so anders aus, als die Bäume, die ihn umgaben. Mein Blick wanderte den Stamm empor. Ich stellte fest, dass sich die einzelnen Stränge nach und nach vereinigten, zu einem einzigen Ganzen, geraden Stamm wurden, je höher er dem Licht entgegen strebte. Und dort oben erst, da konnte er sich frei entfalten. Es war, als wüchse er dem Himmel entgegen, der alle Gegensätze aufhebt.
Doch, obwohl er einst aus anderer Erde ausgegraben und verpflanzt worden war, stand er kraft- und würdevoll da. Er benötigte dafür lediglich den Erdboden, die Sonne und das Wasser. Tief grub er seine Wurzeln in den Boden. Und noch etwas anderes fiel mir auf. Einige der jungen Bäumchen um ihn herum sahen aus, als würden sie sich ihm schutzsuchend zuneigen.
Nun wusste ich, dass mir dieser Baum einen Spiegel vorhielt. Auch ich wurde als Kind verpflanzt, fühlte mich in der Fremde ausgegrenzt, misstrauisch begutachtet, zutiefst einsam. Und ein Leben lang hatte ich das Gefühl gehabt, aus sich bekriegenden, widersprüchlichen Wesen, – einzelnen Strängen, – zusammengesetzt zu sein. Ich fühlte mich innerlich zerrissen. Und wie dieser Baum war ich äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert, ließ mich aufbrechen, verwunden, fast bis zur Unkenntlichkeit verformen. Ich schlich gesenkten Blickes, mit hochgezogenen Schultern und gebeugtem Rücken durch die Welt, um kleiner und unauffälliger zu sein, niemanden zu behindern durch mein Dasein. Und ich bewunderte meine Mitmenschen, die all diese Schwierigkeiten und Makel nicht zu haben schienen. Die offenbar stark und ungehindert durchs Leben schritten, während ich sie still aus dem Hintergrund beobachtete.
Oh,ich hatte es geahnt. Es war kein Zufall, dass ich heute diesem Bruder Baum begegnete. Nichts ist Zufall. Jetzt erkannte ich, dass ich, ohne es zu bemerken, meine Wurzeln längst im Boden verankert habe. Darum bin ich nie wirklich gestrauchelt. Standfestigkeit ist es, was Bäume und Menschen gleichermaßen brauchen.Und ich war schon eine ganze Weile dabei, die einzelnen Teile von mir genau zu betrachten, sie zu sortieren, zu bejahen und anzunehmen. Und eines Tages werden sie, wie zu einem Strauß gebündelt zu einem geraden Stamm werden, der mein Selbst im Ganzen zeigt.
Auch wenn man mich immer wieder tadelt, zu sehr in der Vergangenheit zu graben, sie nicht loslassen zu können, glaube ich, dass wir hier in der Gegenwart nur an Hand der genauen Betrachtung unserer Vergangenheit die Wesensart unserer Zukunft gestalten können.
Ich richtete mich gerade auf, senkte die Schultern, weitete Brustkorb, hob mein Kinn und blickte in den Himmel. Ich wusste nun, ich bin stark. Ich war niemals so furchtbeladen, wie es oft den Eindruck machte. Ich hatte Stürmen, krankmachenden, zerstörerischen Einflüssen getrotzt. War meiner Natur trotz schmerzhafter Prozesse treu geblieben. Und im Gegensatz zu vielen Menschen hatte ich mich immer gewehrt, mir ein dickes Fell überzustreifen oder Masken zu tragen. Stets gab ich mein Herz preis und öffnete mein Innerstes, auch auf die Gefahr hin, auszubluten. So, wie es der Baum hier vor mir tat.
Und es hatte sich gelohnt. Ich war mir sicher, dass ich dadurch zwar die tiefsten Tiefen kennengelernt hatte, aber auch Höhen erklommen und Glücksmomente erlebt hatte, die den meisten Menschen unbekannt bleiben. Ja, ich war jetzt bereit, den Schritt in die ungewisse Zukunft zu wagen. Dem neuen Lebensabschnitt voller Zuversicht und Erwartung entgegen zu sehen und den Zweifeln und negativen Stimmen die Stirn zu bieten. Und ich wollte weiterhin denjenigen aufmunternd die Hand entgegen strecken, die sie benötigten.
Ich atmete tief auf, erwachte wie aus einem Traum, legte meine Hand noch einmal in das aufgebrochene, moosbedeckte Wundmal des Baumes und ging dann zurück in den Pilgersaal, zu meiner Gruppe, zu den Kirchenbesuchern, zu einer Tasse Kaffee und Kuchen. Und es war überwältigend. Mehrere Leute sprachen mich an. Sie hatten uns das erste Mal singen gehört. Waren „zufällig“ an diesem Tag im Kloster. „Wir haben noch nie so etwas Wunderschönes gehört. Und welch wunderbare Stimme sie haben“, sagten drei Frauen aus Mainz, die mit dem Zug angereist waren. Ich wusste nicht, was sagen. Ich schämte mich nur, weil ich morgens so an meinem Auftrag gezweifelt hatte.
Welch merkwürdiger Sonntag das war. Ein Tag, den ich nie vergessen würde. Ein Tag der Wende. Und die ganze Zeit fühlte ich einen Menschen neben mir, ganz nah an meiner Seite. Einen Freund, der mich nie im Stich gelassen hatte. Der alle Fehler verzieh. Der mein Herz während der schwersten Zeit meines Lebens durch seine Liebe, sein Vertrauen und seine Hingabe warm gehalten und so vor dem Zerbrechen bewahrt hatte. Der diesen Ort kannte und seine geheime Kraft gefühlt hatte.
Für ihn, der nun selber den schwersten Kampf seines Lebens auszufechten hatte, breitete ich weit meine Arme aus, so, wie mein Bruder Baum es getan hatte, streckte ihm vorsichtig meine Hand entgegen, in der Hoffnung, dass er sie annahm.
Dieser Ort des Friedens, der Stille und der Heilung einten ihn und mich auf ewig. Hier konnten Wunder wahr werden. Ich durfte nur nie die Hoffnung daran aufgeben.
Erinnerungen – alte Zeitungsberichte
RheingauCenter Nachrichten
Klangerlebnis: „An heiligen Stätten“
Gebets- und Singkreis schenkt Kloster Marienthal 1.000 Doppel-CDs zum Jubiläum
„An heiligen Stätten“ heißt die Doppel-CD, die der Franziskanische Gebets- und Singkreis zum 700jährigen Jubiläum der Marienthaler Wallfahrt aufgenommen und dem Kloster geschenkt hat.
Marienthal. (chk) – Der Franziskanische Gebets- und Singkreis schenkte dem Kloster Marienthal 1.000 Doppel-CDs „An heilgen Stätten“. Der Erlös aus dem Verkauf der CD, die zum 700jährigen Jubiläum der Wallfahrt in Marienthal aufgenommen wurde, soll allein dem Kloster zugute kommen. Zwei Jahre lang hatten die Mitglieder des Gebets- und Singkreises unter der Leitung von Karin Schneider und Pater Christian Warth die Aufnahme der beiden CDs vorbereitet.
Finanziert wird die CD aus Spenden der Besucher der monatlichen Liedbotschaft und durch die Unterstützung der Künstlerin Annemarie Bachmann, die auch Singkreis-Mitglied ist und den Erlös aus dem Verkauf ihrer Blütenbilder gespendet hat.
Als „heilige Stätten“ beschreibt die Liedermacherin, Autorin und Leiterin des Singkreises, Karin Schneider, „mystische Orte, an denen Wanderer innehalten, weil sie ein unerklärlicher, tiefer Friede umfängt. Orte, zu denen sich Einsame, Verlorene, Verzweifelte, Ratsuchende flüchten, um Trost zu erfahren. Orte, an denen selbst Glaubensferne eine aufbauende Kraft und Ruhe fühlen, die sie staunen und still werden lässt. Orte, an denen Menschen aller Konfessionen eine Kerze anzünden, in der Gewissheit, dass sie hier willkommen sind.“ Sie hat auch die Liedtexte geschrieben: Das titelgebende Lied „An heiligen Stätten“ und weitere Texte wie „Bruder Franz“, „Effata – öffne dich“, „Vater, ich glaube“ oder „Mein Halleluja“, die auf der ersten CD enthalten sind. Auf der zweiten CD spricht Pater Christian Warth Meditationen im Wechsel mit Instrumentalstücken von Händel, Pepusch, Corette und anderen.
Auf der CD sind nicht nur die ständigen Sänger und Sängerinnen, Musiker und Musikerinnen des Singkreises zu hören, sondern auch Gastsolisten wie Christian Lauterbach (Gitarre), Dr. Christopher Klein (Orgel) und Theo Ruppert (Violine). Wer dem Kloster etwas Gutes tun und sich selbst ein eindrucksvolles Klangerlebnis gönnen möchte, kann die Doppel-CD zum Preis von 17,50 Euro an der Klosterpforte kaufen.
Hörproben siehe: https://lieder-von-karin-schneider.de/?page_id=42
https://lieder-von-karin-schneider.de/?page_id=84
https://lieder-von-karin-schneider.de/?page_id=34
Mein Ziel – Lebe Jetzt!
Das Lied Mein Ziel drückt meine Lebenseinstellung, meine Wunschhaltung Menschen gegenüber aus. „Entscheide Dich für das Ziel Deines Lebens. Verliere dieses Ziel nie aus den Augen. Es sammelt Deine Kräfte. Es verleiht Dir Klarheit. Es gibt Dir neue Zielstrebigkeit.“
Mein Ziel
1. Ich will dich nicht nur dulden, ich möchte dich verstehn.
Magst du mir auch was schulden, ich werd´ es übersehn.
Wenn mir auch manches seltsam scheint, was du so sagst und treibst,
versuche ich mit dir vereint, dass du, du selber bleibst.
2. Ich will dich nicht nur achten, ich möchte zu dir stehn,
und hinter deinen Masken dein wahres Wesen sehn.
Du sollst dir wirklich sicher sein, ich mein es mit dir gut
und weiß, fühlst du dich selbst auch klein, dass Schönes in dir ruht.
3. Ich will dich nicht nur mögen, ich möchte Freund dir sein.
In deinem Sein dich schützen und Fehler leicht verzeih´n.
Wie oft erwarte ich zu viel und sehe dann nur mich.
Gemeinsam stark sein – hin zum Ziel, das bindet mich an dich.
4. Ich will nicht länger richten, ich möchte fröhlich sein,
auf meinen Stolz verzichten, denn urteilen macht klein.
Ein jeder ringt auf dieser Welt um Achtung, Liebe, Glück
und schlägt, wenn er das nicht erhält, auf seine Art zurück.
5. Ich will mich nicht mehr kränken, ich möchte dir vertraun.
Mein Ohr und Zeit dir schenken, um Misstrau`n abzubaun.
Wenn Vieles oft verfahren scheint, wir kriegen das schon hin.
Der Weg ist´s doch, der uns vereint. Nur das gibt einen Sinn.
6. Ich will jetzt nicht mehr klagen, dass du mich übersiehst,
und oft aus meinem Schweigen ganz falsche Schlüsse ziehst.
Manch alte Wunde engt mich ein, verdunkelt meine Sicht.
Ich möchte froh und dankbar sein, dass du auf Erden bist.
7. Ich will nun sanft geborgen voll Frieden in mir ruhn
und ohne Zwang und Sorgen, das, was zu tun ist, tun.
Die Zeit ist kurz, die Kräfte fliehn, verschwende nicht zu viel.
Dem Andern helfen aufzustehn, das ist doch unser Ziel.
Dem Andern helfen aufzustehn, ja, das ist unser Ziel.
Bitte unten links auf den kleinen Pfeil clicken um das Lied „mein Ziel zu hören
Das folgende Lied „Jetzt“ wiederum war eines der allerersten, die ich machte und bewegt die Menschen am meisten. Weil es etwas für mich ganz Wesentliches ausdrückt: Im Hier und Jetzt zu leben. Nichts auf später zu verschieben, um es dann bitter zu bereuen, in Schuldgefühlen zu versinken oder über ein ungerechtes Schicksal zu klagen.
J E T Z T !
1. Siehst du der Sonne Farbenspiel, fühlst du ihr Wärmen sanft auf dir,
lockt sie dich in den Hof hinaus, folge ihr j e t z t !
Morgen da ist sie schon weit fort, an einem unbekannten Ort
und voll Bedauern denkst du dann: „Es ist zu spät“.
2. Siehst du den Mann, den du so magst, wie er sich doch so müht und plagt?
Geh´, sage ihm, wie du ihn liebst. Sage es j e t z t !
Morgen vielleicht kann es gesche´n, da muss er plötzlich von dir geh´n,
und dir bleibt nichts mehr als der Schrei: „Es ist zu spät“.
3. Siehst du dein Kind im Zimmer steh´n und seine Augen hilflos fleh´n,
weil es das Leben nicht versteht. Sprich mit ihm j e t z t !
Morgen da braucht es dich nicht mehr, morgen, da zählen andre mehr.
Und voller Trauer sagst du dir: „Es ist zu spät“.
4. Siehst du den Mensch trotz deinem Glück, Tränen verdunkeln seinen Blick.
Geh frage ihn, was ihn so quält, Tue es j e t z t !
Morgen vielleicht da hörst du dann, dass er sich da das Leben nahm,
und voller Reue merkst du nun: „Es ist zu spät“.
5. Sieh dort den Freund, den du nicht sprichst. Flehend schaut er in dein Gesicht,
damit du ihm die Schuld vergibst. Tue es j e t z t !
Morgen bist du vielleicht allein, weil andre dir auch nicht verzeih´n,
und voller Scham erkennst du dann: „Es ist zu spät“.
6. Sieh jeden Tag jetzt mehr und mehr so an, als ob´s der letzte wär.
Tu Dinge, die dir wichtig sind. Lebe sie j e t z t !
Morgen da ist es oft zu spät, morgen da läuft meist viel verkehrt,
morgen das gibt es dann nicht mehr, nur noch „nie mehr“.
Bitte unten links auf den kleinen Pfeil clicken um das Lied „Jetzt“zu hören
Das möchte ich jedem, auch mir, täglich zurufen:
L e b e !
1. Lach´ mit der Sonne und träum´ mit dem Mond.
Glaube ganz fest, dass das Leben sich lohnt.
Öffne dein Herz für die Schönheit der Welt.
Zeige dem andern, dass er dir gefällt.
2. Sing´ mit den Vögeln und pfeif´ mit dem Wind.
Bleibe im Herzen für immer ein Kind.
Wunder gescheh´n auch in unserer Zeit.
Halte dich offen und für sie bereit.
3. Wein´ mit dem Regen und schrei´ mit dem Wolf
Kummer und Sorgen, die geben dann auf.
Schenke dem andern dein wahres Gesicht,
wage zu trotzen und schäme dich nicht.
4. Tanz´ mit den Wolken und spring´ mit dem Reh,
dann wirst du sehen, verfliegt jedes Weh.
Lerne zu fallen und steh´ wieder auf.
Spuck´ auf die Schrammen und nimm sie in Kauf.
5. Liebe dein Leben und lebe es heut!
Dann kannst du sagen: „Ich hab´ nichts bereut!“
Liebe den andern und liebe auch dich.
Denke daran: Lass dich niemals im Stich!
Einen Überblick über all meine Angeboten findet man unter dem folgenden Link:
https://lieder-von-karin-schneider.de/?page_id=465
Kloster Marienthal
Marienthal
Gelegen im Rheingau, ist Marienthal eine der ältesten Wallfahrtsorte Deutschlands.
1309 begann die Wallfahrt einem Heilungswunder.
Das Gnadenbild ist ein kleines Vesperbild. Es stellt Maria dar, wie sie nach der Kreuzabnahme ihren toten Sohn auf dem Schoße trägt. Die Kirche wurde 1330 von Erzbischof Balduin von Tier, Administrator des Erzstiftes Mainz eingeweiht. Zunächst taten Diözesanpriester hier Dienst. Im 15. Jhdt lösten sie die „Brüder vom Gemeinsamen Leben“ ab, die hier 1468 die erste Klosterdruckerei der Welt einrichteten. Ihnen folgten im 16. Jhdt die Augustinerchorherren und im 17. u. 18 Jhdt die Jesuiten. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde die Kirche teilweise zerstört. Nach dem Wiederaufbau mit Hilfe von Staatskanzler Fürst von Metternich wurde 1858 die Kirche von Bischof Josef Peter Blum von Limburg wieder eingeweiht. 1873 übernahmen Franziskaner den Dienst am Wallfahrtsort.
Marienthal lädt schon durch seine Lage ein, in der Stille und in der Schönheit der Natur Gott zu begegnen. Das Tal, der Wald, das Schweigen schaffen die Voraussetzung, um im Gebet mit Gott zu sprechen und seine Gegenwart im eigenen Innern und in der Natur zu entdecken.
Als Ort der Begegnung mit Gott ist Marienthal vor allem auch ein Ort der Versöhnung mit Gott und der neuen Hinwendung zu ihm. Durch Lebensereignisse, durch die Umwelt, durch die Hektik des Alltags, aber auch durch Nachlässigkeit und Schuld kann eine echte und lebendige Beziehung zu Gott blockiert sein. Gott sucht den Menschen, er gewährt Vergebung und einen neuen Anfang.
Seit fast 700 Jahren hütet Marienthal ein kleines in Holz geschnitztes Bild von Maria, die ihren toten Sohn auf ihrem Schoß trägt. Unzählige Menschen sind ihr in diesen Jahrhunderten hier begegnet und haben bei ihr Trost, Kraft und Wegweisung gefunden. So ist Marienthal auch ein Ort der Begegnung mit Maria.
Die Gemeinschaft der Franziskanern habt Marienthal äußerst gastfreundlich gestaltet. Sie bietet auch Räume und Gelegenheit der Begegnung miteinander und mit dem „Kloster“ an. So ist Marienthal auch im besonderen ein Ort der Gastfreundschaft.
Angebote des Klosters : -Gottesdienste, Einladung zum Stundengebet und Konventsmesse, Meditative Eucharistiefeier -Nutzung des Pilgersaals für Gruppen, Kloster auf Zeit -besondere Möglichkeiten der Gottesbegegnung: Mysterienspiele, Veranstaltungen des FGS und der FG, Freizeit für Jugentliche
Ausführliche Informationen finden sie auch unter: http://home.t-online.de/home/Franziskaner-Marienthal
Ich liebe mich—ich glaub an mich
Heute las ich in einer Zeitschrift den Spruch:
„Achte darauf, wie du mit dir selbst sprichst, weil du zuhörst.“
Und ich stimmte ihm aus vollem Herzen zu.
Weil ich mich darin wiedererkannte.
Wie sehr neigen wir oft dazu, uns selber klein zu denken.
Weil man uns zu übertriebener Bescheidenheit erzogen hat.
Oder weil uns unsere Lebenserfahrungen den Anschein vermittelten,
im Vergleich zu unseren Mitmenschen minderwertig und unbegabt zu sein.
Eines Tages jedoch bäumte sich etwas in mir auf und folgende Worte brachen sich in mir Bahn:
Lied: Ich liebe mich – ich glaub an mich
Ich lag heute morgen so ganz ohne Sorgen im Garten des Lebens und fühlte mich wohl. Die Welt zu entdecken, mich nach ihr zu strecken, mein Dasein zu füllen, ja, das war mein Ziel. Da hörte ich Stimmen, ich konnt nicht entrinnen, ihr machtvolles Drängen verstörte mein Ich.
„Deine Meinung – dumm und stur, und dann schau nur die Figur!
Hüften fett und Busen platt, Beine kurz und Augen matt.
Nase schief und Ohren groß, und im Hirn ist auch nichts los.
Falten hier, und Falten dort, Haare stets am falschen Ort.
Stimme kraftlos, Lippen dünn – bist für niemand ein Gewinn.
Und zu allem Überfluß sieh, ein Pickel, prall und groß.“
Ach – oh weh – ich versteh – oh je!
Keiner mag mich, keiner braucht mich, keiner sieht mich, keiner liebt mich.
Keiner schätz mich, keiner stützt mich. Keiner glaubt mir, keiner traut mir.
Bin für keinen ein Gewinn. Hat mein Leben dennoch Sinn?
Verflixt noch mal, bin ich denn dumm?
Ich mache diese Stimmen stumm!
Verflixt noch mal, ich bin nicht dumm.
Ich mache diese Stimmen stumm!
„Was soll dies dämliche Gegacker?
Macht euch gefälligst rasch vom Acker!
Ihr Stimmen glaubt, ihr habt mein Ich!
Doch ich hab außer mir noch mich.
Trotz Weh und Ach, bleib ich doch ich.
Die Macht der Liebe schützt mein Ich.“
Ich liebe mich, ich glaub an mich, zu oft schon ließ ich mich im Stich.
Ich liebe mich, ich freue mich, ein Kind des Lebens, das bin ich.
Ich liebe mich, ich glaub an mich, die Liebe kennt mein wahres Ich.
Ich liebe mich, ich freue mich, ich weiß, das Leben wollte mich.
Ein Strom der Liebe trägt mein Ich!
Text und Melodie: Karin Schneider Juli 2006
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Franziskusgärtchen
Das Franziskus-Gärtchen
Vor einiger Zeit starb im Bekanntenkreis ein geliebtes Haustier.
Wir sprachen darüber. Über die sündhaft teuren Tierfriedhöfe, die Vergänglichkeit und über den Verlust, der so schwer zu verschmerzen war. Sicherlich, Tierkadaver-Verwertungen haben ihre Berechtigung und das ist auch gut so.
Dann kam der Gedanke auf, dass Tiere als Gefährten dem Menschen doch von Gott gegeben werden.
Die nächste, logische Verbindung war die, an den heiligen Franziskus zu denken, der den Tieren predigte.
Seine Gefährten sagten über ihn:
„Wir, die mit Franziskus lebten, haben oft gesehen, mit welcher Zärtlichkeit und Liebe er die Geschöpfe umfing und verehrte und wie sehr er sich an ihnen erfreute. Sein Gemüht war gerührt von Liebe und Mitgefühl und wurde verwirrt, wenn man zu ihnen rücksichtslos war. Er redete zu ihnen mit großer innerer und äußerer Freude, als hätten sie selbst Gemüt, Verständnis und Sprache zu Gott. Sehr oft wurde er dabei in Gott entrückt.“
"Zum Gedenken an Gottes Kreaturen,
die dem Menschen treue Gefährten waren"
(Lance Saito)
Auf dem wunderschönen und stillen Gelände des Klosters Marienthal befindet sich seit 100 Jahren ein kleiner Gartenteil mit einer Statue des Heiligen, seinem Weggefährten Bruder Leo und ein paar Tierfiguren– das Franziskus Gärtchen.
Um eine Zeit war die Rede davon, es zu entfernen, doch die Franziskanerbrüder wehrten dieses Ansinnen ab.
Es hat heute den Anschein, als wartete das Gärtchen darauf, gerade in der heutigen Zeit ein wichtiger Ort der Besinnung zu werden für das Anliegen des heiligen Franz: Die Bewahrung der Schöpfung.
Schnell wurden Pläne geschmiedet. Das Ergebnis aller dieser liebevollen Pläne ist heute vor Ort zu sehen.
In vielen, vielen Stunden Arbeit haben Privatleute, Freunde und eine Künstlerin Sylvia Säglitz wunderbare Dinge geschaffen.
Stele Franziskus (Sylvia Stäglitz) Stele Tierspuren(Sylvia Stäglitz)
Der Grundgedanke war folgender: Den Menschen die Möglichkeit zu geben, einem verstorbenen Tier zu gedenken.
Es sollte für den vorbeikommenden Betrachter die Möglichkeit geben, den Namen eines geliebten Tieres auf einen flachen Stein zu schreiben und diesen nieder zu legen.
Ein einfacher wasserfester Stift und eine Tafel sollten angebracht werden. Dazu ein kleines Behältnis mit flachen Steinen. Der Betrachter hätte die Möglichkeit gehabt, den Namen auf den Stein zu schreiben und diesen dort abzulegen.
Die Gedenksteinchen in einem herzförmigen Bett aus weißem Kies
Oder aber, man hätte von zu Hause einen hübsch verzierten Stein mitbringen können.
Das wunderbare Franziskaner-Gärtchen zum Dank für die tierischen Gefährten verlangt also nach einem kleinen Eimer und einem Stift.
Dinge, die günstig zu haben sind. Auch, wenn ein Stift mal versehentlich mitgenommen wird, davon geht die Welt nicht unter.
Es zählt der Friede, der in dieser Idee liegt. In der Idee, der Dankbarkeit für das Alltägliche.
Dieser Ort soll den Glauben nicht verdrehen. Es sollte kein Friedhof der Kuscheltiere entstehen.
Der Gedanke war, zu danken. In Schlichtheit und Einfachheit.
Zu danken für ein Geschenk des Herrn. So, wie Franziskus es selber ausdrückte:
„Jegliche Kreatur, die im Himmel und auf der Erde, im Meer und in den Tiefen ist, soll Gott Lob und Herrlichkeit und Ehre erweisen, weil er unsere Kraft und Stärke ist und er allein gut ist.“
(Lance Saito)
Einige der Schautafenl, die das Gedankengut des Franziskus verdeutlichen.
Der franziskanische Gebets- und Singkreis (FGS) singt anlässlich der Einweihungsfeier.
Lied: Blutsbrüder
Bitte links unten auf den kleinen Pfeil clicken um das Lied zu hören
Pater Bernold OFS, Guardian des Klosters, spendet den Segen.
Da der Heilige und die ihm zugewandten Franziskaner, die mit ihm in Einfachheit und Schlichtheit leben, mehr den Grundelementen zugetan sind, ist es allerdings notwendig, dass sich kein Kitsch oder Plastik hier breit machen.
Das Miteinander mit den Franziskaner-Brüdern, die Kitsch und Unordnung verletzen würde, muss immer im Vordergrund stehen.
Und es sollen auch keine Futternäpfe, Halsbänder oder sonstige Erinnerungsstücke dort an diesem friedlichen Ort abgelegt werden.
An heiligen Stätten-Meditation
Tiefdunkler Wald
Ruhe aus den Blättern entspringt
meine Seele in Ruh es ist als ob sie singt
die Mutter ist hier, ich spüre sie
der Vater ist hier stark wie nie
ein Platz für jeden
ein Hort des Friedens.
Text: Lance Saito
Lied: Schweiget, ihr Bäume…
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Meine Seele in Ruh – es ist als ob sie singt
In der Luft da liegt heut ein Friede,
Engel verneigen sich vor Gottes Sohn.
Er sah mein Leid und nun will er es wenden.
Er kommt als Retter, um mich zu befrei’n.
Lied: Engel des Herrn
Auf den kleinen Pfeil unten links clicken um das Lied zu hören
Die Mutter ist hier – ich spühre sie….
Maria, tritt still neben mich und hilf mir hier beim Beten.
Wenn du mir hilfst, dann wird gewiss Gott auf mein Flehen hören.
In deinem Herzen trugst du oft des Lebens Last und tiefen Schmerz. .
Doch dein Vertrau’n zu Gott war groß.
Lied: Gloria Maria
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Der Vater ist hier – stark wie nie….
Wächter der Seele hab ich Dich genannt.
Sie hat Dich immer als Heimat erkannt.
Auf ihrer suche ins himmlische Land,
führe sie vorwärts mit zärtlicher Hand.
Wächter der Seele – Anfang und Ziel –
vor Dir verneig ich mich still.
Lied: Flamme des Lebens
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Ein Platz für jeden – ein Hort des Friedens
Tief in meinem Herzen, da folg ich dem Ruf,
tief in meinem Herzen, der Leben mir schuf.
Tief in meinem Herzen, ganz sicher und klar,
tief in meinem Herzen ein Friede.
Lied: Tief in meinem Herzen
Auf den kleinen Pfeil unten links clicken um das Lied zu hören
Schweigend empfängt euch die göttliche Macht.
In ihr verloren seid ihr nun erwacht.
Jauchzt mit den Engeln, preist ihn ganz laut,
dem ihr voll Staunen ins Antlitz geschaut.
Der Pilgerbrunnen
Marienthal besitzt eine eigene Quelle mit weichem, reinem Wasser.
Viele Pilger, Wallfahrtgruppen und in letzter Zeit auch Wanderer auf dem Rheinsteigs, besuchen diesen Wallfahrtsort.
So kam der Gedanke auf, sie teil haben zu lassen an dem erfrischenden Quellwasser.
Ein kleines Angebot, welches dem Besucher die Möglichkeit geben soll, an einem heißen Tag seinen Aufenthalt erfrischt zu verlängern.
An der Wand gegenüber dem Altar befindet sich nun für die Pilger und Besucher ein überdachtes, einfaches Wasserbecken mit einem schlichten Wasserhahn.
Dort gibt es allerdings kein heilendes Wasser mit Wundereigenschaften, sondern einfach einen erfrischenden Trunk für den müden Wanderer.
Franziskus lädt in einem Vers aus seinem Sonnengesang dazu ein:
„Gelobt seist Du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
die nützlich-schlichte, köstliche und reine.“
(Das Wasser ist regelmäßigen Kontrollen unterworfen.)
Die Sternenkinder
Wenn ein Kind fragt, wo es her kommt, wird oft die Geschichte des Seerosen-Teiches erzählt, in dem all die Kinder wohnen, bevor sie auf die Welt kommen und in den die Kinder zurück kommen, die nicht auf der Welt bleiben können.
Dies ist eine sanfte Methode, den Kindern beizubringen, dass alles Leben vergehen kann.
Für die verlorenen Kinder gibt es keine Denkmäler. Keine Stätte, um für sie zu danken, so kurz sie auch nur da waren.
Sternenkinder nennt der Volksmund die Kinder, die nicht sein durften.
Die kaum waren oder die noch so heiß erhofft werden.
Im friedlichen Tal der Maria – also Marienthal – gibt es nun einen solchen Ort, an dem man in stillem Gedenken verweilen kann.
Im Angesicht der Schutzmantelmadonna eine Stätte des Trostes, vielleicht der Reue oder der Hoffnung auf eine neue Chance …
(Lance Saito)