Der Wallfahrtsort Marienthal mit seinem Franziskanerkloster ist einer der ältesten Wallfahrtsorte Deutschlands. Er ist geprägt von der marienverehrung und der einfachen Lebensweise nach dem Vorbild des heiligen Franz von Assisi.
Am Sonntag sollte unsere monatliche „Liedbotschaft“ in der Wallfahrtskirche des Kloster Marienthal stattfinden. Als mein Wecker schellte, zog ich die Decke über den Kopf und wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben. Ich hatte, wie so oft in letzter Zeit, zu nichts Lust. Fühlte mich ziel- und lustlos und sah keinen Sinn mehr in dem, was ich tat. Ich war im Begriff, mich und all das, woran ich einst so fest glaubte, zu verraten und damit diejenigen, die mich so treu unterstützten, die Kraft aus meinen Liedern schöpften, im Stich zu lassen.
Da blieben meine Augen an einem Spruch hängen: „Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, ich entdecke Erkenntnis und Rat.“ Das klang wie eine Aufforderung. Wie wahr. An Weisheit und Klugheit mangelte es mir ganz offensichtlich. Und da wusste ich, dass ich dort oben im Wald, an jenem mystischen Ort, wo schon so viele Wunder und Heilung geschehen waren, heute eine prägende Erfahrung machen würde. So gab ich mir einen Ruck und machte mich auf den Weg.
Während ich gemeinsam mit zwei Mitgliedern die notwendigen Aufbauten für die Aufführung vornahm, überfiel mich wieder hammerhart Erinnerung und Schmerz. All diese Tätigkeiten hatte früher mein Mann für mich gemacht. Mein Leben hat sich im letzten Jahr durch seinen Tod um 180 Grad gedreht. Nachher, in der Kirche, würde er nicht mehr neben mir in der Seitenkapelle sitzen und beruhigend meine kalten Hände halten. Und während meines Singens würde ich ebensowenig seinen Blick auf mir fühlen, der voller Stolz und besorgter Liebe auf mir ruhte. Seit jenem schweren Verlust kämpfe ich um meine Haltung, um die Bewältigung der Alltagsprobleme, um die Hoffnung, dass in allem diesem Grausamen und Unbegreiflichen ein Sinn verborgen liegen musste Die Sehnsucht nach einem liebevollen, aufmunternden Wort, nach einem Blick, der mir sagte: Du bist meine fehlende Hälfte, ich brauche Dich“ war manchmal unerträglich. Energisch riss ich mich zusammen. .Ich glaubte, seine vertrauten Worte zu hören: „Du schaffst das!“
Nachdem alles vorbereitet war, verließ ich die Kirche. Das anschließende Singen erforderte viel Diesziplin. Eine Stunde unbequeme Sitzhaltung, Konzentration auf meine Gitarre, meine Stimme, meine Emotionen, Kontakthalten mit der Gruppe, mein Innerstes preisgeben. Deswegen machte ich wie üblich vorher einen Rundgang durch das Klostergelände. Ich ging den Kreuzweg, um mich zu sammeln, tief durchzuatmen. Das Universum, Gott um Kraft und Beistand zu bitten. Ein altvertrauter Weg.
Es war ein trüber, kühler Tag. Stille umfing mich. Keine Menschenseele weit und breit. Auf dem Rückweg wurde mein Blick plötzlich von einem Baum angezogen, der mir in all den vorangegangenen Jahren nie besonders aufgefallen ist. Es war ein exotischer Baum, der am Uferrand eines kleinen Baches wuchs. Ich wusste, dass ein Franziskanerpater vor vielen Jahren hier 100 Bäume gepflanzt hatte, die er teilweise von seinen Reisen aus fernen Länder mitgebracht hatte.
Der Baum sah aus als würde er seinen aufgebrochenen Stamm wie einen Mantel einladend öffnen, um mich darin zu bergen. Es zog mich unwiderstehlich zu ihm hin. Ein Gedanke blitzte in mir auf: „So öffnet Gott Seine Arme für Dich.“ Ich ging die paar Schritte über ein Rasenstück auf ihn zu und legte meine Hand tastend auf die große, offene, feuchte, mit Moos überzogene Wundstelle. Etwas in mir ließ mich die Augen schließen und still verharen. Neben mir vernahm ich das muntere Plätschern des kleinen Baches. Ein Strom von Ruhe und Kraft schien von dem Baum in mich überzugehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit riss ich mich los. Ich musste zu der Verantstaltung. Aber anschließend würde ich mit meinem Fotoapparat hierher zurückkehren, um dieses Erlebnisse mit einem lieben, fernen Freund, dem dieser Wallfahrtsort ebenso am Herzen lag wie mir, teilen zu können. Mit ruhigem, bereitem Herzen betrat ich die Wallfahrtskirche.
Nachdem alles wieder abgebaut und im Auto eines der Mitglieder verstaut war, eilte ich zu dem Baum zurück. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen und das Fotografieren unmöglich machen. Dieses Mal kam ich aus der entgegengesetzten Richtung und sah schon von Weitem, dass auch von hier aus eine, wenn auch kleinere, aufgebrochene Stelle zu sehen war, aus der ein Zweig hervor wuchs. Aufmerksam umkreiste ich den Baum. Ich wusste, er würde mir etwas begreiflich machen. Bezeichnete der Heilige Franz von Assisi nicht alles in der Schöpfung als unsere Schwestern und Brüder?
So, wie die Bäume ihre Jahresringe haben, kann man an mir Entwicklungsstufen, Veränderungen alle 7 Jahre ablesen. Sieben ist eine heilige Zahl. Ich bin an einem 7. geboren. Und 7×7 ist die Jahreszahl meines Geburtsjahres. Als ich 63 Jahre alt war starb mein Mann. Das erste Mal in meinem Leben war ich nun ganz auf mich gestellt. Ich stand an einer Wegkreuzung. Ich musste mich entscheiden, welchen Weg ich von nun an gehen wollte.
Der Stamm des Baumes fiel mir besonders auf. Er kam nicht wie gewohnt im Ganzen aus dem Boden hervor, sondern es sah aus, als bestünde er aus einzelnen Strängen, die gebündelt wie eine Garbe den Stamm bildeten. Aber dieser Zusammenhalt wurde offenbar immer wieder durch ein Ereignis, sei es durch Naturgewalt oder durch Menschenhand, aufgebrochen. Dazwischen waren Höhlen und Nischen. Wie Wunden, die der Baum vergeblich zu verschließen gesucht hatte. Fremde Wesen, Moos, Flechten hatten sich darin eingenisteten, Halt und Heimat gefunden. Sie schienen ihm nicht geschadet zu haben. Gegen schädliche Eindringlinge hatte er jedoch ganz offensichtlich Widerstandskräfte entwickeln können.
Ich trat nun zu der Stelle, die mich anfangs zu ihm hingeführt hatte. Auf einmal fiel mir der dünne Stumpf am oberen Ende der aufgebrochenen Stelle ins Auge. Er war fast nicht zu sehen. Als hätte er sich schutzsuchend ins Dunkel des Bauminneren zurückgezogen. Dieser zarte Austrieb hatte offenbar jemanden gestört und ihn deshalb einfach entfernt.
Unvermittelt zog sich mein Herz zusammen und Tränen traten in meine Augen. Ich wusste nicht warum. Ich lehnte mich an den feuchten Stamm. Wollte den Baum mit allen Sinnen erfassen. Meinen Bruder Baum. Ihn erfühlen, riechen. Hören, wie die Lebenssäfte ihn durchströmen und mit meinen Blutbahnen Kontakt aufnahmen. Er sollte mir von seiner Kraft spenden.
Ist es nicht eine Erkenntnis, dass der Mensch ohne die Bäume nicht leben kann? Bei unserer Geburt ist unser wichtigster Schritt auf dieser Erde das Ringen um den ersten Atemzug. Den Bäumen verdanken wir die so lebensnotwendige Atemluft, sie reinigen sie für uns, spenden uns Schatten, schenken uns Früchte und selbst nach ihrem Tod wärmen sie uns als Nahrung für das Feuer oder dienen uns als Möbelstücke.
Dann trat ich auf den Weg zurück um den Baum im Ganzen zu betrachten. So aus der Ferne sah er nicht mehr ganz so anders aus, als die Bäume, die ihn umgaben. Mein Blick wanderte den Stamm empor. Ich stellte fest, dass sich die einzelnen Stränge nach und nach vereinigten, zu einem einzigen Ganzen, geraden Stamm wurden, je höher er dem Licht entgegen strebte. Und dort oben erst, da konnte er sich frei entfalten. Es war, als wüchse er dem Himmel entgegen, der alle Gegensätze aufhebt.
Doch, obwohl er einst aus anderer Erde ausgegraben und verpflanzt worden war, stand er kraft- und würdevoll da. Er benötigte dafür lediglich den Erdboden, die Sonne und das Wasser. Tief grub er seine Wurzeln in den Boden. Und noch etwas anderes fiel mir auf. Einige der jungen Bäumchen um ihn herum sahen aus, als würden sie sich ihm schutzsuchend zuneigen.
Nun wusste ich, dass mir dieser Baum einen Spiegel vorhielt. Auch ich wurde als Kind verpflanzt, fühlte mich in der Fremde ausgegrenzt, misstrauisch begutachtet, zutiefst einsam. Und ein Leben lang hatte ich das Gefühl gehabt, aus sich bekriegenden, widersprüchlichen Wesen, – einzelnen Strängen, – zusammengesetzt zu sein. Ich fühlte mich innerlich zerrissen. Und wie dieser Baum war ich äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert, ließ mich aufbrechen, verwunden, fast bis zur Unkenntlichkeit verformen. Ich schlich gesenkten Blickes, mit hochgezogenen Schultern und gebeugtem Rücken durch die Welt, um kleiner und unauffälliger zu sein, niemanden zu behindern durch mein Dasein. Und ich bewunderte meine Mitmenschen, die all diese Schwierigkeiten und Makel nicht zu haben schienen. Die offenbar stark und ungehindert durchs Leben schritten, während ich sie still aus dem Hintergrund beobachtete.
Oh,ich hatte es geahnt. Es war kein Zufall, dass ich heute diesem Bruder Baum begegnete. Nichts ist Zufall. Jetzt erkannte ich, dass ich, ohne es zu bemerken, meine Wurzeln längst im Boden verankert habe. Darum bin ich nie wirklich gestrauchelt. Standfestigkeit ist es, was Bäume und Menschen gleichermaßen brauchen.Und ich war schon eine ganze Weile dabei, die einzelnen Teile von mir genau zu betrachten, sie zu sortieren, zu bejahen und anzunehmen. Und eines Tages werden sie, wie zu einem Strauß gebündelt zu einem geraden Stamm werden, der mein Selbst im Ganzen zeigt.
Auch wenn man mich immer wieder tadelt, zu sehr in der Vergangenheit zu graben, sie nicht loslassen zu können, glaube ich, dass wir hier in der Gegenwart nur an Hand der genauen Betrachtung unserer Vergangenheit die Wesensart unserer Zukunft gestalten können.
Ich richtete mich gerade auf, senkte die Schultern, weitete Brustkorb, hob mein Kinn und blickte in den Himmel. Ich wusste nun, ich bin stark. Ich war niemals so furchtbeladen, wie es oft den Eindruck machte. Ich hatte Stürmen, krankmachenden, zerstörerischen Einflüssen getrotzt. War meiner Natur trotz schmerzhafter Prozesse treu geblieben. Und im Gegensatz zu vielen Menschen hatte ich mich immer gewehrt, mir ein dickes Fell überzustreifen oder Masken zu tragen. Stets gab ich mein Herz preis und öffnete mein Innerstes, auch auf die Gefahr hin, auszubluten. So, wie es der Baum hier vor mir tat.
Und es hatte sich gelohnt. Ich war mir sicher, dass ich dadurch zwar die tiefsten Tiefen kennengelernt hatte, aber auch Höhen erklommen und Glücksmomente erlebt hatte, die den meisten Menschen unbekannt bleiben. Ja, ich war jetzt bereit, den Schritt in die ungewisse Zukunft zu wagen. Dem neuen Lebensabschnitt voller Zuversicht und Erwartung entgegen zu sehen und den Zweifeln und negativen Stimmen die Stirn zu bieten. Und ich wollte weiterhin denjenigen aufmunternd die Hand entgegen strecken, die sie benötigten.
Ich atmete tief auf, erwachte wie aus einem Traum, legte meine Hand noch einmal in das aufgebrochene, moosbedeckte Wundmal des Baumes und ging dann zurück in den Pilgersaal, zu meiner Gruppe, zu den Kirchenbesuchern, zu einer Tasse Kaffee und Kuchen. Und es war überwältigend. Mehrere Leute sprachen mich an. Sie hatten uns das erste Mal singen gehört. Waren „zufällig“ an diesem Tag im Kloster. „Wir haben noch nie so etwas Wunderschönes gehört. Und welch wunderbare Stimme sie haben“, sagten drei Frauen aus Mainz, die mit dem Zug angereist waren. Ich wusste nicht, was sagen. Ich schämte mich nur, weil ich morgens so an meinem Auftrag gezweifelt hatte.
Welch merkwürdiger Sonntag das war. Ein Tag, den ich nie vergessen würde. Ein Tag der Wende. Und die ganze Zeit fühlte ich einen Menschen neben mir, ganz nah an meiner Seite. Einen Freund, der mich nie im Stich gelassen hatte. Der alle Fehler verzieh. Der mein Herz während der schwersten Zeit meines Lebens durch seine Liebe, sein Vertrauen und seine Hingabe warm gehalten und so vor dem Zerbrechen bewahrt hatte. Der diesen Ort kannte und seine geheime Kraft gefühlt hatte.
Für ihn, der nun selber den schwersten Kampf seines Lebens auszufechten hatte, breitete ich weit meine Arme aus, so, wie mein Bruder Baum es getan hatte, streckte ihm vorsichtig meine Hand entgegen, in der Hoffnung, dass er sie annahm.
Dieser Ort des Friedens, der Stille und der Heilung einten ihn und mich auf ewig. Hier konnten Wunder wahr werden. Ich durfte nur nie die Hoffnung daran aufgeben.
Gebets- und Singkreis schenkt Kloster Marienthal 1.000 Doppel-CDs zum Jubiläum
„An heiligen Stätten“ heißt die Doppel-CD, die der Franziskanische Gebets- und Singkreis zum 700jährigen Jubiläum der Marienthaler Wallfahrt aufgenommen und dem Kloster geschenkt hat.
Marienthal. (chk) – Der Franziskanische Gebets- und Singkreis schenkte dem Kloster Marienthal 1.000 Doppel-CDs „An heilgen Stätten“. Der Erlös aus dem Verkauf der CD, die zum 700jährigen Jubiläum der Wallfahrt in Marienthal aufgenommen wurde, soll allein dem Kloster zugute kommen. Zwei Jahre lang hatten die Mitglieder des Gebets- und Singkreises unter der Leitung von Karin Schneider und Pater Christian Warth die Aufnahme der beiden CDs vorbereitet.
Finanziert wird die CD aus Spenden der Besucher der monatlichen Liedbotschaft und durch die Unterstützung der Künstlerin Annemarie Bachmann, die auch Singkreis-Mitglied ist und den Erlös aus dem Verkauf ihrer Blütenbilder gespendet hat.
Als „heilige Stätten“ beschreibt die Liedermacherin, Autorin und Leiterin des Singkreises, Karin Schneider, „mystische Orte, an denen Wanderer innehalten, weil sie ein unerklärlicher, tiefer Friede umfängt. Orte, zu denen sich Einsame, Verlorene, Verzweifelte, Ratsuchende flüchten, um Trost zu erfahren. Orte, an denen selbst Glaubensferne eine aufbauende Kraft und Ruhe fühlen, die sie staunen und still werden lässt. Orte, an denen Menschen aller Konfessionen eine Kerze anzünden, in der Gewissheit, dass sie hier willkommen sind.“ Sie hat auch die Liedtexte geschrieben: Das titelgebende Lied „An heiligen Stätten“ und weitere Texte wie „Bruder Franz“, „Effata – öffne dich“, „Vater, ich glaube“ oder „Mein Halleluja“, die auf der ersten CD enthalten sind. Auf der zweiten CD spricht Pater Christian Warth Meditationen im Wechsel mit Instrumentalstücken von Händel, Pepusch, Corette und anderen.
Auf der CD sind nicht nur die ständigen Sänger und Sängerinnen, Musiker und Musikerinnen des Singkreises zu hören, sondern auch Gastsolisten wie Christian Lauterbach (Gitarre), Dr. Christopher Klein (Orgel) und Theo Ruppert (Violine). Wer dem Kloster etwas Gutes tun und sich selbst ein eindrucksvolles Klangerlebnis gönnen möchte, kann die Doppel-CD zum Preis von 17,50 Euro an der Klosterpforte kaufen.
Gelegen im Rheingau, ist Marienthal eine der ältesten Wallfahrtsorte Deutschlands.
1309 begann die Wallfahrt einem Heilungswunder.
Das Gnadenbild ist ein kleines Vesperbild. Es stellt Maria dar, wie sie nach der Kreuzabnahme ihren toten Sohn auf dem Schoße trägt. Die Kirche wurde 1330 von Erzbischof Balduin von Tier, Administrator des Erzstiftes Mainz eingeweiht. Zunächst taten Diözesanpriester hier Dienst. Im 15. Jhdt lösten sie die „Brüder vom Gemeinsamen Leben“ ab, die hier 1468 die erste Klosterdruckerei der Welt einrichteten. Ihnen folgten im 16. Jhdt die Augustinerchorherren und im 17. u. 18 Jhdt die Jesuiten. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde die Kirche teilweise zerstört. Nach dem Wiederaufbau mit Hilfe von Staatskanzler Fürst von Metternich wurde 1858 die Kirche von Bischof Josef Peter Blum von Limburg wieder eingeweiht. 1873 übernahmen Franziskaner den Dienst am Wallfahrtsort.
Marienthal lädt schon durch seine Lage ein, in der Stille und in der Schönheit der Natur Gott zu begegnen. Das Tal, der Wald, das Schweigen schaffen die Voraussetzung, um im Gebet mit Gott zu sprechen und seine Gegenwart im eigenen Innern und in der Natur zu entdecken.
Als Ort der Begegnung mit Gott ist Marienthal vor allem auch ein Ort der Versöhnung mit Gott und der neuen Hinwendung zu ihm. Durch Lebensereignisse, durch die Umwelt, durch die Hektik des Alltags, aber auch durch Nachlässigkeit und Schuld kann eine echte und lebendige Beziehung zu Gott blockiert sein. Gott sucht den Menschen, er gewährt Vergebung und einen neuen Anfang.
Seit fast 700 Jahren hütet Marienthal ein kleines in Holz geschnitztes Bild von Maria, die ihren toten Sohn auf ihrem Schoß trägt. Unzählige Menschen sind ihr in diesen Jahrhunderten hier begegnet und haben bei ihr Trost, Kraft und Wegweisung gefunden. So ist Marienthal auch ein Ort der Begegnung mit Maria.
Die Gemeinschaft der Franziskanern habt Marienthal äußerst gastfreundlich gestaltet. Sie bietet auch Räume und Gelegenheit der Begegnung miteinander und mit dem „Kloster“ an. So ist Marienthal auch im besonderen ein Ort der Gastfreundschaft.
Angebote des Klosters : -Gottesdienste, Einladung zum Stundengebet und Konventsmesse, Meditative Eucharistiefeier -Nutzung des Pilgersaals für Gruppen, Kloster auf Zeit -besondere Möglichkeiten der Gottesbegegnung: Mysterienspiele, Veranstaltungen des FGS und der FG, Freizeit für Jugentliche
Ausführliche Informationen finden sie auch unter: http://home.t-online.de/home/Franziskaner-Marienthal
Vor einiger Zeit starb im Bekanntenkreis ein geliebtes Haustier.
Wir sprachen darüber. Über die sündhaft teuren Tierfriedhöfe, die Vergänglichkeit und über den Verlust, der so schwer zu verschmerzen war. Sicherlich, Tierkadaver-Verwertungen haben ihre Berechtigung und das ist auch gut so.
Dann kam der Gedanke auf, dass Tiere als Gefährten dem Menschen doch von Gott gegeben werden.
Die nächste, logische Verbindung war die, an den heiligen Franziskus zu denken, der den Tieren predigte.
Seine Gefährten sagten über ihn:
„Wir, die mit Franziskus lebten, haben oft gesehen, mit welcher Zärtlichkeit und Liebe er die Geschöpfe umfing und verehrte und wie sehr er sich an ihnen erfreute. Sein Gemüht war gerührt von Liebe und Mitgefühl und wurde verwirrt, wenn man zu ihnen rücksichtslos war. Er redete zu ihnen mit großer innerer und äußerer Freude, als hätten sie selbst Gemüt, Verständnis und Sprache zu Gott. Sehr oft wurde er dabei in Gott entrückt.“
"Zum Gedenken an Gottes Kreaturen,
die dem Menschen treue Gefährten waren"
(Lance Saito)
Auf dem wunderschönen und stillen Gelände des Klosters Marienthal befindet sich seit 100 Jahren ein kleiner Gartenteil mit einer Statue des Heiligen, seinem Weggefährten Bruder Leo und ein paar Tierfiguren– das Franziskus Gärtchen.
Um eine Zeit war die Rede davon, es zu entfernen, doch die Franziskanerbrüder wehrten dieses Ansinnen ab.
Es hat heute den Anschein, als wartete das Gärtchen darauf, gerade in der heutigen Zeit ein wichtiger Ort der Besinnung zu werden für das Anliegen des heiligen Franz: Die Bewahrung der Schöpfung.
Schnell wurden Pläne geschmiedet. Das Ergebnis aller dieser liebevollen Pläne ist heute vor Ort zu sehen.
In vielen, vielen Stunden Arbeit haben Privatleute, Freunde und eine Künstlerin Sylvia Säglitz wunderbare Dinge geschaffen.
Der Grundgedanke war folgender: Den Menschen die Möglichkeit zu geben, einem verstorbenen Tier zu gedenken.
Es sollte für den vorbeikommenden Betrachter die Möglichkeit geben, den Namen eines geliebten Tieres auf einen flachen Stein zu schreiben und diesen nieder zu legen.
Ein einfacher wasserfester Stift und eine Tafel sollten angebracht werden. Dazu ein kleines Behältnis mit flachen Steinen. Der Betrachter hätte die Möglichkeit gehabt, den Namen auf den Stein zu schreiben und diesen dort abzulegen.
Die Gedenksteinchen in einem herzförmigen Bett aus weißem Kies
Oder aber, man hätte von zu Hause einen hübsch verzierten Stein mitbringen können.
Das wunderbare Franziskaner-Gärtchen zum Dank für die tierischen Gefährten verlangt also nach einem kleinen Eimer und einem Stift.
Dinge, die günstig zu haben sind. Auch, wenn ein Stift mal versehentlich mitgenommen wird, davon geht die Welt nicht unter.
Es zählt der Friede, der in dieser Idee liegt. In der Idee, der Dankbarkeit für das Alltägliche.
Dieser Ort soll den Glauben nicht verdrehen. Es sollte kein Friedhof der Kuscheltiere entstehen.
Der Gedanke war, zu danken. In Schlichtheit und Einfachheit.
Zu danken für ein Geschenk des Herrn. So, wie Franziskus es selber ausdrückte:
„Jegliche Kreatur, die im Himmel und auf der Erde, im Meer und in den Tiefen ist, soll Gott Lob und Herrlichkeit und Ehre erweisen, weil er unsere Kraft und Stärke ist und er allein gut ist.“
(Lance Saito)
Einige der Schautafenl, die das Gedankengut des Franziskus verdeutlichen.
Der franziskanische Gebets- und Singkreis (FGS) singt anlässlich der Einweihungsfeier.
Lied: Blutsbrüder
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Pater Bernold OFS, Guardian des Klosters, spendet den Segen.
Da der Heilige und die ihm zugewandten Franziskaner, die mit ihm in Einfachheit und Schlichtheit leben, mehr den Grundelementen zugetan sind, ist es allerdings notwendig, dass sich kein Kitsch oder Plastik hier breit machen.
Das Miteinander mit den Franziskaner-Brüdern, die Kitsch und Unordnung verletzen würde, muss immer im Vordergrund stehen.
Und es sollen auch keine Futternäpfe, Halsbänder oder sonstige Erinnerungsstücke dort an diesem friedlichen Ort abgelegt werden.
Tiefdunkler Wald
Ruhe aus den Blättern entspringt
meine Seele in Ruh es ist als ob sie singt
die Mutter ist hier, ich spüre sie
der Vater ist hier stark wie nie
ein Platz für jeden
ein Hort des Friedens.
Text: Lance Saito
Lied: Schweiget, ihr Bäume…
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Meine Seele in Ruh – es ist als ob sie singt
In der Luft da liegt heut ein Friede,
Engel verneigen sich vor Gottes Sohn.
Er sah mein Leid und nun will er es wenden.
Er kommt als Retter, um mich zu befrei’n.
Lied: Engel des Herrn
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Die Mutter ist hier – ich spühre sie….
Maria, tritt still neben mich und hilf mir hier beim Beten.
Wenn du mir hilfst, dann wird gewiss Gott auf mein Flehen hören.
In deinem Herzen trugst du oft des Lebens Last und tiefen Schmerz. .
Doch dein Vertrau’n zu Gott war groß.
Lied: Gloria Maria
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Der Vater ist hier – stark wie nie….
Wächter der Seele hab ich Dich genannt.
Sie hat Dich immer als Heimat erkannt.
Auf ihrer suche ins himmlische Land,
führe sie vorwärts mit zärtlicher Hand.
Wächter der Seele – Anfang und Ziel –
vor Dir verneig ich mich still.
Lied: Flamme des Lebens
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Ein Platz für jeden – ein Hort des Friedens
Tief in meinem Herzen, da folg ich dem Ruf,
tief in meinem Herzen, der Leben mir schuf.
Tief in meinem Herzen, ganz sicher und klar,
tief in meinem Herzen ein Friede.
Lied: Tief in meinem Herzen
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Schweigend empfängt euch die göttliche Macht.
In ihr verloren seid ihr nun erwacht.
Jauchzt mit den Engeln, preist ihn ganz laut,
dem ihr voll Staunen ins Antlitz geschaut.
Der Pilgerbrunnen
Marienthal besitzt eine eigene Quelle mit weichem, reinem Wasser.
Viele Pilger, Wallfahrtgruppen und in letzter Zeit auch Wanderer auf dem Rheinsteigs, besuchen diesen Wallfahrtsort.
So kam der Gedanke auf, sie teil haben zu lassen an dem erfrischenden Quellwasser.
Ein kleines Angebot, welches dem Besucher die Möglichkeit geben soll, an einem heißen Tag seinen Aufenthalt erfrischt zu verlängern.
An der Wand gegenüber dem Altar befindet sich nun für die Pilger und Besucher ein überdachtes, einfaches Wasserbecken mit einem schlichten Wasserhahn.
Dort gibt es allerdings kein heilendes Wasser mit Wundereigenschaften, sondern einfach einen erfrischenden Trunk für den müden Wanderer.
Franziskus lädt in einem Vers aus seinem Sonnengesang dazu ein:
„Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser, die nützlich-schlichte, köstliche und reine.“
(Das Wasser ist regelmäßigen Kontrollen unterworfen.)
Die Sternenkinder
Wenn ein Kind fragt, wo es her kommt, wird oft die Geschichte des Seerosen-Teiches erzählt, in dem all die Kinder wohnen, bevor sie auf die Welt kommen und in den die Kinder zurück kommen, die nicht auf der Welt bleiben können.
Dies ist eine sanfte Methode, den Kindern beizubringen, dass alles Leben vergehen kann.
Für die verlorenen Kinder gibt es keine Denkmäler. Keine Stätte, um für sie zu danken, so kurz sie auch nur da waren.
Sternenkinder nennt der Volksmund die Kinder, die nicht sein durften.
Die kaum waren oder die noch so heiß erhofft werden.
Im friedlichen Tal der Maria – also Marienthal – gibt es nun einen solchen Ort, an dem man in stillem Gedenken verweilen kann.
Im Angesicht der Schutzmantelmadonna eine Stätte des Trostes, vielleicht der Reue oder der Hoffnung auf eine neue Chance …